Am Anfang war es sogar recht geruchsneutral (als das Wetter noch wärmer war) und jetzt beginnt es - aber noch harmlos - ein bisschen zu müffeln.
Ich hatte im Sommer einen "Kleinversuch" mit Urin an Pflanzen im Garten gestartet und war von den Effekten der Urindüngung ziemlich begeistert. Einige Pflanzen die sehr gekümmert haben konnte ich damit wirklich aufleben lassen (ich habe mich auch gefragt, ob Urin vielleicht sogar einer der Haupterfolgsfaktoren der hiesigen Terra-Preta Versuche ist - denn es ist ja meistens im Spiel ;-))
Ich bin jetzt über diesen sehr interessanten Artikel gestolpert
http://www.eawag.ch/de/news-agenda/news ... igduenger/
Hier wird beschrieben, wie in Südafrika von einer Schweizer Firma aus dem Urin von Trockentoiletten Dünger gewonnen wird. Dabei wird wohl eine "Nitrifikation" durchgeführt, also das im Urin enthaltene Ammonium in - stabilere und pflanzenverwertbare - Nitrat umgewandelt.
Die für die Nitrifikation nötigen Bakterienkulturen kann man auch im Aquaristikbedarf kaufen (sie sind aber natürlich auch im Boden usw. vorhanden).Die Herstellung von Dünger funktioniert in zwei Schritten. Zuerst wandeln Bakterien die Hälfte des Stickstoffs, der im Urin als Ammonium vorliegt, in Nitrat um. Diesen Nitrifikation genannten Prozess wenden auch Abwasserreinigungsanlagen an. Im zweiten Schritt wird die Flüssigkeit verdampft, um alle Nährstoffe in einer Lösung einzudicken. Die teilweise Nitrifikation reicht, um den Stickstoff zu stabilisieren. Ohne diese würde sich der Stickstoff während der Zwischenlagerung und Verdampfung in Form von Ammoniakgas verflüchtigen. Auch verliert der Urin durch die Stabilisierung seinen penetranten Geruch [5].
Ich hatte mir jetzt überlegt, meine Urin-Tonne auf dem Balkon auch noch mit den Bakterien zu impfen. Ich hatte zwar ein paar Hände Wurmerde reingemacht - in der Hofffnung, dass diese auch die nötigen Bakterien enthält, aber vermutlich wäre es effizienter die Bakterien direkt zuzuführen. Teuer scheint es auch nicht zu sein.
Ein Liter "Nite-Out" kostet im Aquaristikversand ca. 12€ und das scheint für 300l Flüssigkeit zu reichen - oder vermutlich deutlich mehr, wenn man es sparsamer verwendet.
Wenn es wärmer wäre und ich das Wasser in den Fässern verdunsten lassen könnte hätte ich damit sogar so einen ähnlichen Prozess zur Stickstoffgewinnung wie ihn der obige Artikel beschreibt.
Der Vorteil wäre wohl, dass ich den im Urin enthaltenen Stickstoff (um den es mir ja beim sammeln geht) stabilisieren könnte und verhindern könnte, dass er sich als Ammoniakgas verflüchtigt UND als Nebeneffekt müssten die Gerüche deutlich zurückgehen.
Die so vorbereitete - sehr nährstoffreiche - Holzkohle könnte man vermutlich sogar direkt in die Beete geben und vor Ort dem weiteren (natürlichen) Terra-Preta Prozessen überlassen. In einem anderen Artikel habe ich gelesen, dass Würmer mit Gülle getränkte Holzkohle sehr attraktiv finden. Die Verwurmung könnte also direkt im Beet (unter Zugabe von Mulch und Würmern) stattfinden. Auf EM würde ich bei diesem Prozess verzichten (ausser man bezeichnet die für die Nitrifikation relevanten Bakterien einfach auch als "effizient" :-)) - im Bodenleben spielt EM aber ja wohl eh keine Rolle.
Ich frage mich allerdings ob ich vielleicht irgendeinen Denkfehler begehe.
Fällt euch was ein? Hat jemand Erfahrung mit Nitrifikation?
Und noch eine Frage die mich beschäftigt: Weiss jemand wieviel Liter Urin ich wohl in einem 30l Fass das mit mittelfeiner Biokohle gefüllt ist sammeln kann? Denn wenn ich im Fass zu viel Flüssigkeit habe können die anaeroben Nitritfizierenden Bakterien vermutlich nicht mehr effizient arbeiten.
NACHTRAG: kann es sein, dass die Nitrifizierenden Bakterien Licht brauchen um effizient zu arbeiten?