Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

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ebs
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Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

Beitrag von ebs »

Wenn Terra Preta vorgestellt wird, verweist man auf meterdicke Dauerhumusschichten am Amazonas. Ich möchte auch eine Dauerhumusschicht in meinem Garten: Gesunder Boden, kein Kunstdünger mehr, bessere Wasserhaltung, gesundes Bodenleben, Kohlenstoffbindung im Boden und damit etwas weniger Kohlendioxid in der Luft, und vor allem dicke Ernten.

Ich selber bin Neuling (seit 01/2015). Man liest aber aus Berichten, dass einige der Aktivisten der neuen Terra Preta schon Erfahrungen und Erfolge seit mehr als einem Jahrzehnt haben. Meine Frage wäre jetzt: Gibt es da schon dokumentierte nennenswerte Schichten mit stabilem Dauerhumus, also solchem, der nicht aus Neuzuführung entsprechender Substrate dargestellt wird, sondern für sich stabil im Boden liegt und selber wächst?

Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
holzgaser
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Re: Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

Beitrag von holzgaser »

Hallo!
Sicherlich habe ich keine meterdicken Humusschichten aber eine wachsende Humusschicht hab ich schon. Wissenschaftlich Dokumentiert hab ich das auch nicht.
Aber eine einzige Gabe von Terra Preta Nova vor 5 Jahren haben gereicht um den Boden „anspringen“ zu lassen.
Dazu kommt noch der völlige Verzicht auf irgend eine Art von Bodenbearbeitung.
Holzkohle im Boden mit einer passenden Mulchtechnik kombiniert lassen den Humus wachsen.

Viele Grüße holzgaser
ebs
Beiträge: 28
Registriert: So 20. Mär 2016, 13:02

Re: Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

Beitrag von ebs »

Das klingt schon erst einmal gut. Vielen Dank. Aber könntest Du die "Gabe von Terra Preta Nova" etwas besser untersetzen?

Ich persönlich habe auf etwa 140 qm Garten über die vergangenen zwei Jahre etwa 10 Kubikmeter TP-Erwartungskompost verteilt. Erstbehandlung: 10 Zentimeter aufgelegt und auf Spatentiefe mit dem Gartenboden gemischt.
Nachbehandlung: 5 Zentimeter aufgelegt und oberflächlich eingegrubbert sowie dann anschließend eine Begrünung eingeleitet (Nutzpflanzen oder Gründüngung) und/oder gemulcht.
In der Nachfolge gibt es dann desweilen ein oberflächliches Nachstreuen. Da ich mittlerweile den Kompost siebe (Maschenweite 6 mm), kann ich auch in der laufenden Vegetationszeit immer mal etwas tun.
Dazu kommt noch der völlige Verzicht auf irgend eine Art von Bodenbearbeitung.
Das ist vom Anliegen her völlig klar. Allerdings möchte ich den Garten weiterhin intensiv nutzen und kann mir den völligen Verzicht noch nicht vorstellen. Bei passenden Kompromissen bin ich noch am Suchen.

Sowie dann die besondere Frage: Woran erkenne ich fertige Terra Preta?
Durch die über den TP-Kompost eingebrachte Pflanzenkohle wird der Boden sofort dunkler. Mein Gartenboden hat dann auch in der Vorzeit schon immer nennenswerte Kompostgaben erhalten, so dass man im Laufenden schwer unterscheiden kann, ob man da vergänglichen "Althumus", neuen Humus durch Kompostneuzuführung + Pflanzentätigkeit oder dann Dauerhumus vorliegen hat.

Natürlich weiß ich, dass alles auch seine Zeit braucht - aber aufkeimendes Grün begeistert und motiviert einen Gärtner ja auch schon.

Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
holzgaser
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Re: Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

Beitrag von holzgaser »

Hallo!

bei TP - Kompost mache ich immer einen Kressetest und wenn das passt verwende ich das Substrat.
Die Entstehung der schwarzen Erde ist ein dynamischer Prozess.
Im Boden setzt eine Veränderung ein die sich nicht genau zeitlich festlegen läst. Ich meine dass es nicht möglich ist den Zeitpunkt des Bodens als fertige TP zu bestimmen.
Ich bin Praktiker deshalb ist es mir egal wann der Boden nun wirklich eine TP ist. Ich habe für meinen Garten eine Kreislauf etabliert der letztendlich zu schwarzer Erde führt und solange ich den Garten bewirtschafte wird die schwarze Erde mehr. Der Boden ist fruchtbar und ist auch ständigen Veränderungen unterworfen. Pflanzen, Witterung, Umweltbelastung usw. hinterlassen ihre Spuren im Boden.
Erdgeist
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Re: Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

Beitrag von Erdgeist »

Hallo @ebs!


Vorab, ich bin kein TP-guru mit Jahrzehnten Erfahrung. Im wesentlichen schliesse ich mich den Aussagen von Holzgaser an. Hier noch ein paar Gedanken:

"Fertige TP", also ein maxium an Fruchtbarkeit, das gibt es vielleicht (sehr wahrscheinlich sogar, genau so wie ein Baum seine maximale Hoehe erreicht) aber das ist imho in der Praxis meist unwesentlich. Und dieses maximum existiert sicher in Abhaengigkeit von den Kulturen die auf diesem Boden gezogen werden. Gehoelze-Waldgarten versus einjaehriger Gemuesekulturen. Wichtig ist:

a) Zuschlag von Biomasse (=>Kompost / Bokashi / roh) verbessern den Boden enorm und mit Holzkohle wird es noch besser; und die eingebrachte Holzkohle wird nicht verbraucht sondern summiert sich mit der Zeit. (in Amazonien wohl ueber Generationen geschehen)

b) Je aermer der Boden mit dem man anfaengt desto schneller und spektakulaerer das Ergebnis.Paradebeispiel Amazonien: nach klassischen Erkenntnissen ist ein solcher Boden (TP) dort unter diesen klimatischen Bedingungen und auf reinem Sand gar nicht moeglich. Und trotzdem wurde er dort von Menschen geschaffen. Dass Holzkohle ein Schluesselelement dabei war, das dilt als gesichert. Milchsaeuregaehrung als weiteres Schluesselelement; das ist eine These. Allerdings eine sehr plausible, denn in heissen Gegenden hat man mit dem klassischen Kompost sehr oft grosse Probleme. In Kuehl-gemaessigtem Klima wuerde ich aber die Sache nicht sklavisch von der Milchsaeuregaehrung abhaengig machen.

c) Die Anzeichen des verbesserten Bodens (neben dem besseren Pflanzenwachstum,logisch!) sind seine Textur und sein Verhalten gegenueber Wasser. Je kruemeliger und lockerere der Boden, je mehr ein dauerfeuchter aber nie nasser Boden, desto besser ist er. Und, je mehr Regenwuermer (Regularis regularis) drin sind, desto besser.

d) Der Weg ist das Ziel. Man steht an der Weggabelung und muss zwischen dem Weg der Nachhaltigkeit und dem der Perversion waehlen. Welchen Weg man auch waehlt, auf dem Weg ergeben sich dann neue Fragen und Antworten, neue Moeglichkeiten und Loesungen; immer im Sinne des Weges den man gewaehlt hat. Am Weg der Perversion wird es immer perverser; am Weg der Nachhaltigkeit wird es immer nachhaltiger. Manches erweist sich als Sackgasse, aber man lernt immer was dazu. ZB, mein groesster Fortschritt der letzten 10 Jahre ist, dass ich ~80% meiner Kompostierung/Humusbereitung/etz von separaten eigens eingerichteten Plaetzen direkt in/auf die Erde unter den Kulturen und zeitgleich mit Diesen verlegt habe.


Viele Gruesse!
ebs
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Registriert: So 20. Mär 2016, 13:02

Re: Messbare Terra Preta aus eigener Erzeugung

Beitrag von ebs »

Vielen Dank für die Hinweise, zu denen ich eine hohe Zustimmung habe. Ich wollte mich nur rückversichern, da viele, auch hier im Forum, davon reden, Terra Preta herzustellen, nicht zuletzt in der Einladung zum Terra Preta und EM Lehrgang im Wangeliner Garten.
Da wird der Eindruck geweckt, man hätte Terra Preta, wenn die Vererdung des Ausgangssubstrates einigermaßen abgeschlossen ist, man also relativ kurzfristig zum Ergebnis kommt.
Eigentlich dürfte man ja erwarten, dass das "Dauer" in Dauerhumus erst verdient werden muss und davor nur ein Glaube ist. Aber natürlich sind erste Schritte auch schon Fortschritte.

Im Gesamtzusammenhang finde ich als Teilthema Mykorrhiza hochinteressant.

Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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