Regenwürmer und Bokashi

Antworten
Karvuniaris
Beiträge: 3
Registriert: Do 19. Jul 2012, 00:39

Regenwürmer und Bokashi

Beitrag von Karvuniaris »

Liebe terra preta Gemeinde,
ich habe 30 Jahre konventiell kompostiert und hatte meine Komposthaufen btw. Behälter immer voller Regenwürmer. Seit Anfang 2012 mache ich jetzt den Umweg über Bokashi, EM und Holzkohle. Nach umfangreichen Internet- Recherchen glaubte ich nun, die Kompostwürmer würden sich geradezu darauf stürzen. ( pH- Wert zwischen 4 und 5 ). Also kaufte ich 1 kg Eisenia foetida, stellte meinen Schnellkomposter im Januar in den Keller und gab die Würmer dazu. Anstatt rege zu schmausen verliessen sie aber fluchtartig den Behälter über die Löcher in der Bodenplatte und verendeten auf dem Betonboden.

Im Frühling wurde alles wieder ins Freiland transportiert und teils im Schnellkomposter, teils im Lattengerüst aufgeschichtet. Rasenschnitt wurde mit EM und Holzkohle 3 Wochen vergoren und hinzu gegeben. Regenwürmer aus Resten der "konventionellen" Kompostierung wurden hinzu gefügt.

Aber das Ergebnis bezüglich Wurmbesatz und "Vererdung" des Bokashi blieb weit hinter der Kompostierung alter Art zurück. Kohlenstaub blieb deutlich erkennbar, auch die Struktur der eingebrachten Küchenabfälle. Lediglich vermehrt weißliche Belege sah ich, die ich als erwünschten Pilzbefall deutet.

Die höchste Wurmdichte hatte ich früher in verklebten Haufen von Rasenschnitt mit leicht fauligem Geruch. Aber das soll doch gerade vermieden werden.

Was mache ich falsch, oder sind alle Aussagen über die Zeitdauer der Vermikompostierung von nur wenigen Monaten erstunken und erlogen? Vielleicht dauert es doch eher Jahre als Monate?

Ratlos grüsst Karvuniaris
Marko Heckel
Beiträge: 188
Registriert: So 26. Sep 2010, 21:00

Re: Regenwürmer und Bokashi

Beitrag von Marko Heckel »

Hallo Karvuniaris,

Deine Würmer sind vor der Säure geflohen. So als wenn man sagt, "Sauerkraut ist gut für Dich!" und Dich deswegen in ein Sauerkrautfass steckt, anstatt Dir etwas Sauerkraut zu essen zu geben. Also Bokashi mit Erde vermischen oder mit normalem Kompost und dann Wurm-vererden. Die Vererdung kann auch direkt im Boden ablaufen, dann bringt man das milchsauer fermentierte Material einfach direkt ein. Da freut sich das Bodenleben und die Pflanzen vor Ort und das ganze Leben findet nicht nur im Kompost sondern im Boden statt.
Die groben Stücken Kohle bleiben natürlich sichtbar und sind gut für die Bodenstruktur. Die feinen Teilchen werden von Würmern mit gefressen und zu Ton-Humus-Kohle-Komplexen verarbeitet.

Man kann Terra Preta auf viele Arten machen. Auch eine klassische Kompostierung mit vielen Regenwürmern und Holzkohle+Steinmehl funktioniert. Die Regenwürmer bringen ihre gute Mikrobiologie mit und wenn davon viele da sind, kann der Kompost so schlecht nicht sein.

Wir empfehlen die Terra Preta-Herstellung in zwei Schritten:
1. milchsaure Fermentierung anaerob mindestens 1 Monat
-Hygienisierung des Materials
-Krankheitskeime, Parasiten usw werden zuverlässig abgebaut
-die meisten Pflanzensamen gehen kaputt
-es entstehen wie bei Sauerkraut wertvolle Vitamine, Antioxidantien und Enzyme die Pflanzen und Bodenleben brauchen
-z.B. Stapelkompost 1-2 Monate mit Folie abgedeckt
http://www.terra-preta-forum.de/viewtopic.php?f=13&t=18

2. Aerobe Vererdung mit Sauerstoff und Würmern
-durch direktes Einbringen des fermentierten Materials in den Boden oder mit Erde oder Kompost vermischt auf dem Komposthaufen
-das geht normal sehr schnell, braucht aber genug Luft und Erde
-das sich bildende Pilzmyzel sind Hefe und Strahlpilze
-die Verderung mit Sauerstoff in der Saison sollte nicht länger als 3-6 Monate
direkt im Boden eher 1-3 Monate

Also noch mal versuchen und in die Würmer hineindenken.

Gruß Marko
Ireca
Beiträge: 3
Registriert: Do 19. Jul 2012, 19:53

Re: Regenwürmer und Bokashi

Beitrag von Ireca »

Hallo Karvuniaris,

hier noch meine Erfahrungen mit Bokashi und Regenwürmern. Im Sommer habe ich begonnen Bokashi mit Triaterra herzustellen. Ich habe zwar keinen Garten, möchte aber gute Erde haben, weil ich begonnen habe Tomaten, Salat, Kräuter etc. in Kübeln und Gefäßen anzupflanzen.

Meinen ersten Bokashi aus dem Eimer habe ich mit ziemlich viel Erde in eine Kiste mit gelöchertem Boden in den Hof auf das bisschen Erdboden gestellt und ein Pfund Dendrobenas reingesetzt. Weil ich nicht wusste, wie viel Futter sie brauchen, habe ich bei der ersten Füllung noch etwas Gras, Gemüseabfälle und Kaffeesatz dazu getan.

Die meisten Würmer sind drinnen geblieben, dazu sind noch reichlich Wurmeier gekommen, inzwischen auch schon ganz kleine Würmer. Ich packe neues Bokashi immer gut in Erde ein und mische etwas Gesteinsmehl unter, habe inzwischen eine zweite Kiste drauf stehen. Die Würmer können durch die Löcher im Boden wandern, was sie auch machen.
Das Bokashi, das ich vor ca. 6 Wochen rausgebracht habe, ist inzwischen dunkle, krümelige Erde mit wenig Bestandteilen, die noch durch ihre Struktur als "Abfälle" zu erkennen sind. Am längsten scheint sich der Pferdemist zu halten, den ich z.T. mit fermentiert habe.

Also es funktioniert, auch unter räumlich begrenzten Bedingungen in der Großstadt. Meine Bemühungen, den Würmern von Anfang an ein gutes Umfeld zu schaffen, sind anscheinend geglückt. Als nächstes steht die Überwinterung im Keller an. Ich hoffe, dass die auch erfolgreich wird.
Ich kann mich Makros Beitrag anschließen, es lohnt sich einen weiteren Versuch zu starten.

viele Grüße
Ireca
Karvuniaris
Beiträge: 3
Registriert: Do 19. Jul 2012, 00:39

Re: Regenwürmer und Bokashi

Beitrag von Karvuniaris »

Dank an Mario und Ireca,

ich vermische mein Bokashi jetzt mit frischen Pferdemist im Überschuß im Verhältnis von ca. 3:1. Die Eisenia mögen scheinbar frischen Pferdemist sehr gerne. Dendros habe ich noch nicht probiert.

Bei uns in 700m Höhe und Winter von November bis April tut sich das erste Problem auf: der im Schnellkomposter gelagerte Pferdemist ist auch gefroren, die Würmer wohl weit in der Tiefe. Natürlich kann ich frische Pferdeäppel holen, aber was passiert in der Kälte?

Das zweite Problem ist mir die Verdünnung der Holzkohle. Ich gebe 10 Vol% zum Bokashi. Wenn ich dann 2/3 Mist dazu gebe, dann habe ich nur noch ca. 3% im Resultat.

Ich möchte nach einem Jahr experimentieren endlich einmal anfangen Feldsalat und Radieschen in meiner Terra preta an zu bauen. Oder soll ich den Kompost mit 3% Kohle aufbewahren, statt Pferdemist im nächsten Jahr ihn zum "Verschneiden" des Bokashi verwenden, um dann auf einen Kohleanteil von vielleicht 6% zu kommen?

Ich werde ab Frühling 2013 experimentieren, hätte aber gerne etwas wissenschaftlichen oder besser noch auf Erfahrung beruhenden background.

Aus dem Schwarzwald:

Karvuniaris
holzgaser
Beiträge: 39
Registriert: Mi 24. Nov 2010, 13:54
Kontaktdaten:

Re: Regenwürmer und Bokashi

Beitrag von holzgaser »

Servus!

Der Kompostwurm mag das Bokashi schon, aber nur in kleinen Portionen!
Die gezeigte Wurmkompostierung wurde mit einer Handvoll Wurmmist und der gleichen Menge Rasenschnitt, Küchenabfälle und Ziegenmist gestartet.
Zuerst kommen auf den Boden des Komposters 2 lagen Karton, danach die würmer und das Wurmfutter. Die Zugabe an "Wurmfutter" wird mit der Zeit gesteigert womit sich die Menge der Würmer vergrößert.
Zum Wurmfutter kommt noch Holzkohle in der Körnung 0 bis 15 mm.

Im Wurmkomposter entstehen nun Schichten wie in der Grafik dargestellt.



Wurmkomposter Schnitt mit Wanne_1.jpg
(19.05 KiB) 3438-mal heruntergeladen
Kompostwürmer.JPG
(153.01 KiB) 3438-mal heruntergeladen

Nach einem Jahr wird der Wurmkompost unten abgezogen und als Dünger verwendet.


Gruß holzgaser

http://www.holzgasjournal.de
Antworten