Holzasche

Erdgeist
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Re: Holzasche

Beitrag von Erdgeist »

Also, ich bin sicher kein Bio-Elixier-Guru aber meiner Erfahrung nach koennen zwar biologische sanfte Elixiere&&Hausmittel in vorbeugender Anwendung etwas bringen, aber wenn die Kulturen einmal befallen sind mit irgendwas dann helfen sie wenig oder garnicht.


Viel besser ist, vorab am Milieu schrauben durch Landschaftsgestaltung. Tomaten unter Dach setzen etwa. Oder vielleicht auch Kartoffeltuerme[Verfahren im Pruefungsstadium.lol!]

"Das Milieu ist Alles, die Mikroben sind Nichts."

Viele Gruesse


P.S.: von Branntkalk wuerde ich die Finger lassen!!
Erdgeist
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Re: Holzasche

Beitrag von Erdgeist »

P.S.2.0: Ich habe eine Reihe meiner Lagerkartoffel (Braunfaeuleopfer) ausgegraben. Viele kleine Kartoffel aber trotzdem knapp 4kg/Laufmeter Reihe! Kartoffel sind gesund, aber wegen Braunfaeule wohl nicht lange lagerfaehig.

Ich spiele mit dem Gedanken, einen Teil davon milchsauer einzulegen und sie so haltbar zu machen. Meinungen dazu?

Viele Gruesse
Jonas Léchot
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Re: Holzasche

Beitrag von Jonas Léchot »

Hallo zusammen,

Ich kann mir gut vorstellen, dass eine alkalische Aschelösung Blattplize dezimieren kann. Die Braunfäule (Phytophtora infestans) ist ein äusserst tückische Pilz. Oftmals wird gesagt, die Sporen würden mit den Spritzern der auftreffenden Regentropfen auf die Erde ins Blattwerk gelangen. Das kann vorkommen, allerdings werden die Pflanzen primär an den Wurzeln infiziert.
2 Faktoren können die Entwicklung des Pilzes in der Pflanze fördern: zu stark vertikal gestapelte Pflanzen mit einem hohen LAI (Blattfläche pro Grundfläche), wie es der Fall in einem Tomatenkäfig ist und selbstverständlich die Sorte. Nachdem ich verschiedene Stützmethoden für die Tomaten ausprobiert habe bin ich mir ziemlich sicher dass ein waagrechtes Gitter ca. 30cm über der Erde die beste Technik ist. So können die Tomaten durchs Gitter Wachsen und sich dann waagrecht darüberlegen und wuchern wie sie wollen. Das ist mein Plan für die nächste Saison. Die Sorten mit der höchsten Resistenz gegen Phytophtora sind (1) begrenzt wüchsige sorten (engl.: determinate) die besonders kälteresistent sind. Ich würde im zentral-nordeuropäischen Klima auf unbegrenzt wüchsige Sorten verzichten, die sind nur bei langen Wachstumsperioden ertragreicher.

Eine einfache Strategie um die meisten Pflanzenkrankheiten zu unterdrücken ist das Spritzen eines sogenannten Elizitors. Das ist eine Substanz, welche die Abwehrkräfte der Pflanze stimuliert und auf diese Weise den Krankheitserrerger eliminiert. Die günstigste und ziemlich effektive Substanz, die Pflanzen Krankheitsresistent macht, ist Salicylsäure. Die gibts in vielen Apotheken, die Chemikalien verkaufen. Ich verwende meistens eine 1.5 mM Lösung mit etwas Seife um die Oberflächenspannnung des Wassers zu vermindern. 1.5 mM erhält man wenn man 0.207 g Salicylsäurepluver in 1 L Wasser auflöst. Diese Menge einigermassen genau abwägen zu können dürfte ohne Präzisionswaage eher schwierig sein…
Leider hat bei der Braunfäule die Salicylsäure nicht viel bewirken können. Entscheidend ist dabei vor allem, dass die Pflanze noch genügend kraft hat, um den Pathogen abzutöten.
Ein anderer vielversprechender Elizitor ist ( R )-beta-Aminobuttersäure. Eine Behandlung mit diesem Elizitor hat selbst die Braunfäule kontrollieren können. Die Frage ist nur: woher kommt die beta-Aminobuttersäure. Bislang gilt sie als xenobiotische Substanz, allerdings muss die von irgendwelchen Mikroorganismen produziert werden, sonst wäre eine hochspezifische Reaktion der Pflanze sehr unwahrscheinlich. Einen interessanten Artikel gibts hier: http://www.nature.com/nchembio/journal/ ... .1520.html
hier noch der Artikel zur erfolgreichen Kontrolle der Braunfäule bei Kartoffeln: http://apsjournals.apsnet.org/doi/pdf/1 ... -23-5-0585
beta-Aminobuttersäure gibt es leider nicht zu einem erschwinglichen Preis so wie die Salicylsäure. Ich glaube so ein viertel Gramm kostet um die 100 € :D
Ich könnte mir gut vorstellen dass in Terra Preta Böden Spuren von mikrobieller beta-Aminobuttersäure zu finden sind.

Viele Grüsse,
Jonas
Hobbygaertnerin
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Re: Holzasche

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber zum Thema Braun- und Krautfäule sind mir ein paar Dinge aufgefallen:
Wenn es ein paar Tage richtiges Hundewetter hat, kalt, windig und viele Regenfälle- erkranken die Kartoffeln und Tomaten sehr schnell.
Meine Vermutung ist, dass dieser Pilz auch über die Spaltöffnungen der Pflanzen aufgenommen wird-
denn seit ich die Tomaten und Kartoffelnpflanzen mit zellenstärkender Kieselsäure (Steinmehl oder Ackerschachtelhalmtee) besprühe- habe ich toi, toi, toi, keine Braun- und Krautfäule mehr zu beklagen.
Zeitgleich verwende ich Terra Preta- jetzt weiß ich natürlich nicht, in wie weit sich die beiden Maßnahmen ergänzen, bzw. die Pflanzen stärken.
Was mir noch aufgefallen ist, Tomaten, Paprika, Auberginen, Kartoffeln und Mais sind keine Kostverächter, sie wollen an einem sehr gut gedeckten Tisch (Boden) Platz nehmen.
Allerdings, es kann auch genauso gut Glück oder Zufall sein- auf alle Fälle habe ich seit der Verwendung von Terra Preta Paprikapflanzen mit hohen Erträgen, zuvor war das mehr ein Trauerspiel. Auch die Auberginen haben sich auf recht erfreuliche Weise verändert, sie bekommen schöne grosse und viel mehr Früchte.
Und bei den Frühkartoffeln, sind die Erträge um einiges gestiegen, die Kartoffeln werden viel grösser.
Erdfreund
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Re: Holzasche

Beitrag von Erdfreund »

Danke, Hobbygärtnerin,

für das ausführliche, informative Erläutern. Und danke allen Anderen auch!

Vielleicht habe ich zu schnell aufgegeben. Bei der Krautfäule Tomaten dachte ich nach Aschespritzung erst, ich hätte Ruh. Nach drei Tagen und neuem Regen gings aber wieder los. Vielleicht hätte ich sofort nachspritzen müssen? Aber ohne Dach ist das ja nur ein Wetlauf zwischen Abwaschen durch Regen und Einsprühen.

Deine Lösungen, Hobbygärtnerin, halte ich für sehr bemerkenswert. Denn trotz wöchentlichen Sprühen auf Blatt- Ober- und -Unterseite gibt es ja keine Fäule. Obwohl das Benetzen der Blätter ja eigentlich die "Todsünde" sein soll. Aber offenbar sind diese Lösungen sehr wirksam.

Ok, den Spätsommer kann ich ja noch ein bissl rumprobieren. Mit Asche und den anderen empfohlenen Lösungen. Viel falsch machen kann ich eh nicht mehr. Suche noch irgendwas Einfaches. Salicyl- und Buttersäure mögen durchaus hilfreich sein, auch interessant zu wissen! Aber konkret würden wir dann wohl doch lieber den Bioladen unterstützen. Regendach für 2015 wäre aber noch eine Option.

Noch was Anderes - ich liebäugele schon seit geraumer Zeit mit dem Kauf eines Sampada. Nicht zuletzt wg. der begeisterten Kommentare von Dir, Hobbygärtnerin. Habe Fragen dazu. Möchte sie aber nicht hier, sondern unter anderem Thema "Sampada" stellen.

Danke für Alles und Lg.

Erdfreund
Hobbygaertnerin
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Re: Holzasche

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Hallo Erdfreund,
ich weiß, dass es heisst, an solle die Tomaten vor jeglicher Feuchtigkeit verhalten,
habe 10 Jahre mehr oder minder erfolglos versucht, die Tomaten im Freiland mit allen Mitteln und Tricks zum Reifen und Fruchten zu bekommen.
Die meiste Zeit hat mir die Braunfäule entweder die Früchte oder die Pflanzen dahingerafft-
erst seit ich sie unter Dach heranwachsen, habe ich Freude daran.
Das Besprühen scheint die Blattgesundheit zu verstärken- aber es muss in den Morgenstunden geschehen, weil dann die Spaltöffnungen noch geöffnet sind.
Jonas Léchot
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Re: Holzasche

Beitrag von Jonas Léchot »

Hallo Hobbygärtnerin,

die Braunfäule ist in der Tat ziemlich zerstörerisch, der Name sagst ja schon: Phytophtora = griechisch für Planzenzerstörer.
Ich habe eben gerade etwas über das Zusammenspiel von Leguminosen wie z.B. Weissklee und nicht-Leguminosen (in dem Fall Gräser) gelesen. Mikroorganismen die auf und besonders im Klee leben, sowie Wurzelausscheidungen durch den Klee haben wachstumsfördernde und krankheitsunterdrückende Wirkung auf die nicht-Leguminosen. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit einem Weissklee-Bodendecker die Tomaten gesünder wachsen könnten. Das werde ich für die nächste Saison versuchen.
Ansonsten kann ich gegen die Braunfäule nur die Wahl weitgehend Kälte- und Braunfäuleresistente, begrenzt wüchsige Sorten zu wählen. Davon gibts schon einige wohlschmeckende.
Grundsätzlich bevorzuge ich Freilandkulturen, da UV Strahlung massgeblich zur Fruchtqualität beiträgt, insbesondere was die Antioxidantien anbelangt.

Viele Grüsse,
Jonas
Hobbygaertnerin
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Re: Holzasche

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Unsere Tomaten wachsen nur regengeschützt- auf der Südseite unter dem Dachvorsprung unseres Wohnhauses und eines Nebengebäudes- dort vermute ich mal, dass sie noch ausreichend Sonnenstrahlen bekommen.
Das kleine Tomatenhaus für die besonderen Tomaten hat auch die ganze Südseite offen, Balkontomaten wachsen in Balkonkästen auf den Fenstern, damit auch Sonnenschein, aber kein Regen.
Es stimmt, es gibt Sorten, die braunfäulegeschützter sind, leider habe ich damit keine guten Erfahrungen gemacht.
Seit die Tomaten regengeschützt, aber genügend Wind abbekommen- sind meine Lieblinge sehr ertragreich und wohlschmeckend.
Da ich unsere Kartoffeln, Reben, Pfirsiche und Nektarinen ebenfalls vor Pilzerkrankungen schützen möchte-
bekommen sie auch ihre Behandlung mit der Brühe ab.
Wenn es Pflanzen gibt, die erfolgreich Pilzerkrankungen vorbeugen können, wäre toll und würde mich freuen, wenn du über deine Erfahrungen diesbezüglich berichten würdest.
Wer in unserem regenfeuchten Klima Tomaten gesund auf die Reihe bekommt (ohne schützendes Dach) der hat meine vollste Bewunderung- ich hab es irgendwann genervt aufgegeben.
Aber vielleicht mache ich nächstes Jahr doch wieder einen Versuch- entsprechende Sorte auf Terra Preta zu pflanzen.
Komisch finde ich, dass Paprika und Auberginen keine Probleme mit dem Klima haben, bis jetzt werden sie auch im Hochbeet ohne Krankheiten sehr ertragreich.
Erdfreund
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Re: Holzasche

Beitrag von Erdfreund »

Hallo Hobbygärtnerin und Jonas,

10 Jahre vergebliche Versuche mit Tomaten ohne Dach sprechen eine deutliche Sprache. Jeder weitere gescheiterte Versuch kostet ein ganzes Jahr, schade drum.

Hab heuer den Platz gewechselt und Grasmulch versucht - anfangs mit gutem Erfolg. Aber wenn die Pilzsporen erstmal in der Luft fliegen, nützt wohl auch keine Bodendeckung mehr. Und irgendwo findet der Pilz wohl immer in der Umgebung seine Tomate oder Kartoffel zum starten. Wie sieht das eigentlich in den Anden aus??

Weißklee als Untersaat finde ich eine sehr gute Idee. Der bleibt ja nieder, macht Tomaten keine Konkurrenz, und hilft in vieler Hinsicht. Aber nur mit Dach wird's wohl wirklich klappen.

Habe auch einen Dachvorsprung nach Süden. Dort besondere Tomaten in Töpfen. Nur ist der Platz begrenzt, und nahe der Kante wehen immer wieder Regenschauer rein. Noch sind nur einzelne Blätter befallen - vielleicht kann ich´s noch bis zum Ende der Saison rausziehen?

So muss wohl jede-r ihr und sein System nach eigenen Randbedingungen austesten. Wobei der Austausch - was geht und was nicht - sehr sehr wertvoll ist.

Danke für alle Anregungen!

Beste Grüße
Erdfreund
Hobbygaertnerin
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Re: Holzasche

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Ich war gestern auf Besuch- habe dort die vor Kraft und Gesundheit nur so strotzenden Weinreben an der Hauswand gesehen.
Sie haben voriges Jahr die Wand mit Kalkmilch gespritzt, ich habe nur vergessen zu fragen, in welcher Jahreszeit sie es gemacht haben.
Scheint doch die Kalkmilch ein gutes Mittel zu sein, denn die Besitzer haben mir erzählt, dass sie jedes Jahr mit dem Mehltau ihre Probleme hatten.
Diesem Hinweis werde ich nachgehen.
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