Versuch Terra Preta für Rasen

Erdfreund
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von Erdfreund »

Ja Erdgeist,

warum auch mit Gott konkurrieren wollen? Er schenkt uns doch mittun. Das macht doch viel mehr Freude, oder?

Ein Fest hat uns ca. 1 kg gekochte Nudeln gebracht, die nicht mehr gegessen werden konnten. Und ein Pfund Süße Quark-Sahne mit Früchten. Das habe ich mit Anderem püriert und verwende es peu a peu für meine Kohlestaub-Küchen-Goldwasser-Mischung. Arbeite ja in einem Kleingarten mit Kleinmengen. Ich denke, das Prinzip ist als "Muster" entscheidend, nicht so sehr die Menge.

Die Mischung bringt Stärke, Zucker, Eiweiß, Fett, Stickstoff, Phosphor, Salz, Spurenelemente. Das Salz spielt bei der starken Verdünnung - 2 Gießkannen pro Portion -und viel Regen glaube ich keine schädliche Rolle. Wildtiere leiden ja eher unter Salzmangel.

Habe in den pürierten Brei ein Eck lebende Bäckerhefe gegeben. Um Gärung statt Fäulnis zu fördern. Und noch einen Schluck EMa aus einer Lieferung von Marko Heckel. Habe nur einen Eimer mit Luft und losem Deckel drauf, also keine dicht schließende Bokashi-Vorrichtung.

Das Ganze blubbert seit Tagen friedlich vor sich hin, riecht nach Gärung und stinkt nicht (bis jetzt - toi-toi-toi). Auch wenn Luft dran kommt, auch durch tägliches Öffnen und Entnahme, glaube ich dass die Hefe-EM-Gärung rasch wieder ein sauerstoffarmes Milieu erzeugt. Zugabe von Hefe ins Kohle-Mist-Bokashi durch mexikanische Bauern beschreibt auch Haiko Pieplow im Artikel "Auf den Spuren der Terra Preta in Mittelamerika" im Ithaka Journal.

Müffelnde Pflanzenjauchen und Küchenabfälle waren bisher immer ein Problem, wenn man nicht alleine lebt. Hoffe das Geruchsproblem und die Qualität so jetzt in den Griff zu bekommen.

Hefe macht den Brotteig ja nicht nur schaumig, sondern schließt Umsetzungsprodukte auf und macht ihn so besser verdaubar. Das wird auch im Brei so sein.

Hoffe, da freuen sich die Regenwürmer. Löcher, Häufchen, Fraßspuren werden immer mehr. Der Nachbar wundert sich, warum sein Nachbar so oft die Nase in den Boden steckt...

Auch der Rasen, fast täglich gegossen mit der schnell hergestellten Lösung ist viel grüner und wüchsiger als je zuvor im Sommer. Wenn man allerdings kalkuliert, wieviel Kilo pürierte Küchenabfälle (min. 25) und wieviel Goldwasser (50 l. ?) die kaum 50 m² Rasen in den letzten 1,5 Monaten schon bekommen haben, könnte man allerdings noch viel mehr Biomasse dort erwarten.

Nun zweigt unsere alte Robinie sicher einen erklecklichen Anteil Nährstoffe für sich ab. Dann hoffe ich natürlich, dass die Würmer zahlreich und fett werden und den Lohn für ihre Mühe bekommen. Familien Amsel, Rotkehlchen und -schwänzchen sollen auch nicht darben. Dann gilt die alte Regel: "Erst den Boden nähren, dann erst die Pflanze." Auch die Kohle will erst mal beladen werden. Und schließlich beginnt bald der Herbst. Da stecken die Pflanzen ihre Reserven mehr in Wurzeln und Speicher, und nicht mehr so sehr ins Oberirdische.

Na, dann wird wohl im Frühjahr die Rasen-Post abgehen. Schaun mer mal ... Jedenfalls mach ich mit Freude weiter...

Beste Grüße
Erdfreund
Erdgeist
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von Erdgeist »

Erdfreund hat geschrieben:
Habe in den pürierten Brei ein Eck lebende Bäckerhefe gegeben. Um Gärung statt Fäulnis zu fördern. Und noch einen Schluck EMa aus einer Lieferung von Marko Heckel. Habe nur einen Eimer mit Luft und losem Deckel drauf, also keine dicht schließende Bokashi-Vorrichtung.
Fluessiger Inhalt versiegelt sich selbst an der Oberflaeche gegen Luftzutritt. Normalerweise genuegt das vollkommen. Dunkelheit(abdecken) ist auch guenstig,glaube ich. Der beste Schutz vor Faeulnis ist Impfung mit Milchsaeurekultur (Sauerkraut, EM, auch Speise/Bierhefen fallen da eigentlich hinein). Zusaetzlich kann man noch am Milieu schrauben mit etwas Essig und Salz.....



Viele Gruesse
Erdfreund
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von Erdfreund »

Ja, Erdgeist,

Im Eimer mit pürierten Küchenresten und EM-Hefe bildet sich oben eine festere Schicht aus gärenden Resten, darunter trennt sich das Wasser. Die Gärung und das CO² verbrauchen den Sauerstoff vermutlich weitgehend. Dann liegt eine CO²-Gasschicht über dem "Schnell-Bokashi" (wenn ich das so nennen darf). Durch den Deckel - wenn auch lose - bläst nicht dauernd der Wind das Gär-Gas weg.

Ich glaube, das sind schon Anfänge eines Bokashi, auch wenn die Gärung nicht Wochen dauert und zum Abschluss komme, weil ich den Brei schon vorher peu a peu zum Aufladen der Feinkohle verwende.

Den regulären Kompost gibt es weiterhin. Weil ja auf den Rasen nur ausgewählte Stoffe und kleine Größen kommen (wässriger Kohlestaub, pürierte Küchenreste, Goldwasser). Das Grobe wird weiterhin für den Kompost, das Holzige zur Kohleherstellung verwendet.

H.P. Schmidt schreibt im Ithaka-Journal, es gibt viele Wege zur Terra Preta Herstellung. Den Feinmaterial-Rasen-Ansatz sehe ich als einen Spezialfall davon.

Auch Kohle sollte ja nach den Angaben eigentlich mindestens 2 Wochen zum Aufladen reifen. Ich füttere den Rasen aber schon einen halben bis ganzen Tag nach dem Ansatz. Ich denke mal, das ist ok, weil im Rasen ja die Prozesse weiter reifen können. Im Grunde verwende ich den Rasen als einen großen Kompostplatz. Denke, die ganzen im Kompost ablaufenden Prozesse kommen so sofort dem Zielboden zugute.

Regenwürmer ernähren sich ja von Bakterien, Einzellern, Hefen usw. Die Gärung im Eimer und Umsetzung im Boden erzeugt also Regenwurmfutter. Die Würmer lockern und durchmischen den Boden und bilden fruchtbaren Humus. Davon profitieren dann die Pflanzen.

Im Boden sieht man einerseits kleine Löcher. Da kommen die Würmer nachts raus und fressen das Material der Umgebung. Und andererseits Häufchen, da produzieren sie fruchtbare Erde und Humus. Die sind voller Nährstoffe und organische Reste. Die Bakterien vermehren sich weiter, und die Würmer können das dann mehrfach wieder fressen und recyclen.

Spannend, wenn sie einerseits schwarze Häufchen bilden. Da haben sie dann den Kohlebrei gefressen. Und andererseits helle Häufchen auf der dunklen Bodenoberfläche. Da haben sie dann Material aus der Tiefe verwertet, wo die Kohle noch nicht hingekommen ist. Man sieht also förmlich, wie sie den Boden umschichten. Macht Freude.

Beste Grüße
Erdfreund
Erdgeist
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von Erdgeist »

Erdfreund hat geschrieben:
Spannend, wenn sie einerseits schwarze Häufchen bilden. Da haben sie dann den Kohlebrei gefressen. Und andererseits helle Häufchen auf der dunklen Bodenoberfläche. Da haben sie dann Material aus der Tiefe verwertet, wo die Kohle noch nicht hingekommen ist. Man sieht also förmlich, wie sie den Boden umschichten. Macht Freude.
Ich glaube auch, dass die Wuermer fuer das Ausbreiten des Substrates verantwortlich sind. Sie bewegen sich waehrend sie verdauen und transportieren so die Holzkohle weiter, und damit auch die biologischen Prozesse. Allerdings geht das nicht unendlich, die Menge an Kohle ist der limitierende Faktor. Man sollte mal in Amazonien den Kohlegehalt von originaler und nachgewachsener TerraPreta vergleichen und auch die Ertragskraft. Es muss ja Land mit nachgewachsener TerraPreta geben denn wie kommt man sonst auf die Idee dass sie nachwaechst....


Normalerweise muesste der Kohlegehalt im nachgewachsenen Substrat etwa 5x niedriger sein; und wenn die Ertragskraft gleich ist dann waere damit auch der Nachweis erbracht dass weit geringere Kohlegehalte ausreichen, zumindest im fertigen Substrat. Und, es waere klar dass nach mereren Abbau&&nachwachs - Zyklen die Ertragskraft zurueckgehen muss. Ausserdem duerften sich in der neuen TP keine anthropogenen Partikel wie Fischgraeten oder Tonscherben befinden.

Im Grunde ist ja bereits die Sache mit dem Nachwachsen ein Hinweis darauf dass der Mechanismus in etwa so aussieht. Originalhoehe 1m, abgebaut und 20cm liegengelassen, in 20 Jahren wieder auf 1m nachgewachsen. Durch das Vergraben von Fermentiergefaessen wurde die originale TP in einer Maechtigkeit von etwa 1m geschaffen. Sie ist homogen durchsetzt von Tonscherben u.a. Bei linearem unlimitiertem Wachstum von einem Meter pro 20 Jahre muesste sie heute, 500 Jahre spaeter, etwa 25m maechtig sein. Ist sie aber nicht.

Und, TP muesste eine Art von Gedaechtnis haben, vergleichbar mit dem biologisch-genetischen Gedaechtnis von Organismen. Die wachsen ja auch bis zur reifen Groesse ihrer Art und nicht weiter.
Erdfreund
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von Erdfreund »

Ja Erdgeist,

diese Berichte von nachwachsender TP sind natürlich total spannend. Da müsste man noch viel genauer nachschauen, denke ich. Ewig wird sich das Töpfchen wohl nicht immer wieder mit neuem Brei füllen.

Es gibt ja auch Vermutungen, wie Kohle im Boden den Humusaufbau katalysieren könnte. Nur die zuvor abgebaute Kohle ersetzt sich natürlich nicht wieder, ebensowenig wie Tonscherben, Gräten usw. Und wo sollen denn die neuen Nährstoffe in Mengen herkommen, die erst die Bodenfruchtbarkeit ausmachen? Da gibt's noch viel zu forschen.

Man möchte ja auch untersuchen, ob sich in natürlichen Waldbrand-Gegenden nicht auch eine Art TP oder Schwarzerde entwickelt. Kiefernwälder brennen regelmäßig, sind aber auch sehr nährstoffarm. Die Kohle alleine wird es dort wohl auch nicht machen...

ich glaube wir haben gerade erst die Tür zu einer neuen Welt einen Spalt weit geöffnet. Was da wohl noch alles Wertvolle zu Tage treten mag?

Was sind auch unsere vielleicht 20 Jahre seit der Entdeckung gegen die 7.000 Jahre Praxiserfahrung der indigenen Völker? Unsere Erde ist bei weitem noch nicht völlig bekannt. Es gibt noch viel Pionierland zu erforschen und erproben.

Wie schön, da ein bissl mittun zu dürfen.

Beste Grüße
Erdfreund
rainer.gutkas@gmx.at
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo!

Ich mag mal danke sagen für die Idee mit Kohlenstaub zu gießen, das könnt mir bei meinem Projekt helfen.
Ich möchte meinen Gartenboden aufbessern, ich lebe nämlich auf einer alten Ziegelgrube, sprich stark Tonhaltiger Lehmboden, der zwar sehr nährstoffreich ist, aber so hart wird, dass sich die wenigsten Pflanzen darauf kultivieren lassen. So bin ich auf TP gestoßen.
Im Frühjahr habe ich mir eine Kolonie Rot und Tauwürmer ausgesetzt und meinen Komposthaufen auch mit Rotwürmchen geimpft.
Inzwischen ist außer den üblichen Kompostbestandteilen eben auch Kohlenstaub drinnen. Ich hab das Glück eine kleine Köhlerei in der Gegend zu haben, die auch Kohlenstaub verkauft.
Den Kohlestaub gemischt mit Holzhäcksel und Grünabfällen setz ich mir mit Regenwasser, Brenesseljauche und Urin an und lass Ihn stehen, bis ich wieder neues auf meinen Kompost pack, dann kommt der Ansatz drauf.
Die große Frage für mich war bis jetzt, wie verteile ich die TP auf meinem Rasen, möglichst unaufwendig und Flächig.
Ich werde mal das Gießen des Ansatzes ausprobieren und bei Ergebnissen geb ich Euch bescheid!
Erdfreund
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von Erdfreund »

Hallo Rainer,

hab grad nur kurz Zeit:

Habe keine Erfahrung mit schwerem Tonboden. Hat es da genug Regenwürmer, damit die TP mit der Zeit einwandert?

Habe meinen Gießansatz gesiebt, so dass nur Feines auf den Rasen kommt. Wenn es viel Material ist und das Gras wird bedeckt, könnte man nach einer Zeit (halbem Tag?) nochmal mit etwas Klarwasser nachgießen, dass das Gras freigewaschen wird. Viel Wasser wird der Tonboden wohl nicht in kurzer Zeit aufnehmen können.

Je nach Bedingung könnte aber auch etwas körnige Kohle den Boden lockern? Die klassische Methode ist ja auch Sand zugeben. Wobei das Eingraben Knochenarbeit wäre...

Ansonsten - bei weniger TP-Material und größerer Fläche - mag man gut Geduld aufbringen, bis sich was tut. Bin auch schon 2 Monate dran - fast täglich mit paar Tagen Unterbrechung immer mal.

Stells mir nicht ganz leicht vor. Viel Erfolg!!

Beste Grüße
Erdfreund
rainer.gutkas@gmx.at
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo Erdfreund!

Ja Regenwürmer war so ein Thema, die waren nicht so häufig bei mir, deshalb hab ich mir unterschiedliche Arten im Frühjahr angesiedelt und füttere sie fleissig mit Kaffeesatz, Grasschnitt und ähnlichem, ich krieg vom Nachbarn den Grasschnitt und bau mir mit Astschnitt und Holzhäcksel Komposthaufen zur Wurmfütterung, damit sie sich fleissig vermehren.

Groben Sand hab ich schon verteilt, feiner kommt bei jeder Neupflanzung dazu. Ich mulche meinen eigenen Grasschnitt und hab Gründünger gepflanzt.

Die Projekte die anstehen sind, dass ich mir TP-Hochbeetinseln baue (bisher waren meine Hochbeete gefüllt mit Grasschnitt ohne Holzkohle, aber nachdem die Anreicherung gut voranschreitet sollte sich die Nächste Generation mit TP gut ausgehen)...
Dann werde ich mir noch 2-3 zusätzliche Thermokomposter (sind gerade beim Hofer im Angebot) zulegen um darin TP-Kompost herzustellen.

Die Flächenausbringung von Kohle ist noch eben indem Kinderschuhen. Ich hab eine Regentonne, die brav Wasser sammelt und einen breiten Fächer am Schlauchende, damit kann ich super brennesseljauche, Mykohyozintapilze (von Glückspilze), Urin, etc. flächig ausbringen.
Die Holzkohle allerdings ist leichter als Wasser und schwimmt oben auf, aber da wirde ich eine Lösung finden...

LG,

Rainer
elis
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von elis »

Hallo Rainer !

Du solltest die Holzkohle immer anfeuchten, schon bevor Du sie verwendest. Dann schwimmt sie nicht oben. Ich mache mir ja auch schon seit ein paar Jahren meine Terra-Preta selber. habe die Holzkohle draußen im Freien liegen, in großen Mörtelwannen. Dazu habe ich unten Löcher reingemacht, damit zuviel Regen auflaufen kann. Dann gieße ich immer mal wieder Ema rein und auch Urin, oder das Zellwasser vom Bokashikübel. Dann wenn ich die Holzkohle brauche hole ich mir soviel und die andere liegt wieder so vor sich hin.

lg elis
rainer.gutkas@gmx.at
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Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Beitrag von rainer.gutkas@gmx.at »

Hallo Elis!

Danke für Deinen Input! Anfeuchten tu ich meine Kohle in einem ehemaligen Streusalzkübel, mit Regenwasser, Urin, dazu hab ich auch Mykohyozintha Myzel, Papierschnipsel, Häckselgut, Hafer und Kräutersmoothie gegeben und lass das ganze ziehen. Und wenn ich wieder eine Schicht Kompost habe kommt der Brei dann dazu.... Das klappt super....

Das Problem mim Oben auf schwimmen habe ich beim Gießen, weil sowohl meine Gießkannen als auch meine Regentonne den Auslass unten haben und so aufschwimmende Holzkohle nicht durchfließt.... Das gibt sich auch nicht mit der Zeit....

LG, Rainer
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