Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Erdgeist »

Fruchtbarkeit ist die Kraft der Erde, Ertrag hervorzubringen.

Und unser Wunsch nach groesserem Ertrag ist so alt wie die Landwirtschaft. Und gemaess dem Geist unserer Zeit steigern wir den Ertrag mit Stoffen. Duenger, Bodenhilfsstoffe; der Namen Viele sind.

Und mit einer gewissen Menge dieser Stoffe assozieren wir eine gewisse Menge an Fruchtbarkeit.

Und, wir muessen auch an diese Stoffe kommen; normalerweise durch Handel. Um Handel zu treiben muessen wir definieren das WAS, und das WIEVIEL. <A> hat eine gewisse Menge dieser Stoffe, also an Fruchtbarkeit, die verkauft er an <B>, und dann hat <B> diese Menge an Fruchtbarkeit und <A> hat sie nicht mehr; und ohne Geld kein Honig. Fruchtbarkeit ist also eine definierte, begrenzte Groesse.


Falsch. Stimmt nicht.

Wenn Fruchtbarkeit eine begrenzte Groesse waere, dann waere dieser Planet entweder immer noch eine leblose Kugel aus erkalteter Lava, korrodiert zu Staub durch Wind und Wasser, oder aber eine begrenzte Menge an Fruchtbarkeit waere in der Vergangenheit aus dem Weltall auf die Erde gekommen (mit einem Kometen? oder durch Ausserirdische?)

Fruchtbarkeit ist eine eigenstaendige Kraft die sich andauernd aufbaut; angetrieben durch die Sonne.

Aber egal; wir vergessen das, denn es stoert das Spiel. Ein Spiel, in dem die Fruchtbarkeit von einer Gabe zu einer Ware wird; der Boden nicht mehr Boden ist sondern eine Immobilie auf der wir unsere Investition Fruechte tragen lassen. Hier und jetzt.

Und bevor wir merken wie uns geschieht finden wir uns wieder in einem Wettlauf bei dem wir immer die Letzten sind; egal wie schnell wir laufen. Und die Loesungen, die wir fuer dieses Problem gefunden haben, tragen solch klangvolle Namen wie <Finanzierung>, <Refinanzierung>, <Umschuldung>, oder <Bilanzierung>.



Und so kam es, dass wir inmitten von Ueberfluss arm und abhaengig wurden.





"You think you are poor? You are not poor. You have everything you need, right here!"

--"The Illusionist", Eisenheim to begging child--
Hobbygaertnerin
Beiträge: 77
Registriert: Fr 3. Jun 2011, 08:12

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Fruchtbare Erde- wer sieht sie noch als Wert, als grossen Schatz?
Im kleinen - Kreisläufe sehen und verstehen- wer macht sich diese Mühe?
Ja, es stimmt, heute ist alles käuflich zu erwerben, aber wenigstens ansatzweise den Nahrungs- und den Bodennahrungskreislauf überhaupt einmal durchzudenken?
Hier sind für mich diese Kulturen - die schwarze Erde für die "Ewigkeit" geschaffen haben, ein grosses Vorbild.
Leider haben sie ihr Wissen, ihre Kunst und Kenntnisse der Stroffstromlenkung mit ins Universum zurückgenommen.
Ich empfinde Dankbarkeit, es ist keine Selbstverständlichkeit in einer fruchtbaren Gegend leben zu dürfen, wir hängen alle davon ab, aber leider hat die Fruchtbarkeit keine grosse Wertschätzung.
Was nicht ins perfekte, genormte Bild /Obst, Gemüse) passt, wird vernichtet, leider wird nicht nur die Fruchtbarkeit nicht wertgeschätzt, sondern auch die Biomasse.
Wir karren alles um die Erde, solange der vor der Zeit der Menschen entstandene Saft (Rohöl, Gas) aus der Erde fliesst- aber die damit erzeugte Biomasse wird dem Kreislauf des Lebens in grossem Maß nicht mehr zugeführt.
Mag verschroben klingen, aber die Beschäftigung mit der "schwarzen Erde" hat mich in vielem demütiger, dankbarer und nachdenklicher gemacht.
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Erdgeist »

Hobbygaertnerin hat geschrieben: Was nicht ins perfekte, genormte Bild /Obst, Gemüse) passt, wird vernichtet, leider wird nicht nur die Fruchtbarkeit nicht wertgeschätzt, sondern auch die Biomasse.
Das geschieht primaer, um das Obst und Gemuese als homogene Einheitsware leichter handeln zu koennen.(Und wohl auch wegen dem Aberglauben, dass die fleckenlose Frucht automatisch die schmackhaftere und naehrreichere sei.)

Handel ist nicht boese. Aber Handel und Geschaeft zum Goetzen zu erheben; das ist dumm. Und, ein Goetze steht selten allein.



------------
"Papa, warum essen wir immer gerade Gurken?"


"Weil die Krummen ungeniessbar sind. Und jetzt lass' mich in Ruhe fernsehen; es hat gerade Nachrichten."



Nein. Die gekauften Gurken werden gerade gezuechtet um Frachtraum einzusparen. Wuerden wir unsere Gurken selbst im Garten ziehen, dann wuerden wir krumme Gurken essen. Und die wuerden auch viel besser schmecken.

Nein, nicht weil sie krumm sind sondern weil wir sie selbst gezogen haben.
------------

Unsere Goetzen fordern ihre Opfer; und so verbloeden wir immer mehr. Am Ende meinen wir, von der boesen und gefaehrlichen Natur bedroht zu werden. Wir meinen, immer irgend etwas kaufen zu muessen denn sonst geht gar nichts. Wir meinen, Gentechnik-Saatgut zu brauchen um nicht zu verhungern. Und wir meinen, Fruchtbarkeit in handlichen Gebinden vom Regal kaufen zu muessen um unser Gemuese zu ziehen.

Und dabei waechst es doch von selbst!

Das, was uns auf den Kopf faellt, ist nicht der Himmel sondern unsere eigene Dummheit!


Es geht nicht so sehr darum, unsere Methoden durch andere Methoden zu ersetzen, Dogma durch Dogma; sondern es geht darum, uns aus der Falle unseres eigenen Denkens zu befreien.

Beispiel: Unkraut.
Das Unkraut verdraengt unser Gemuese. Also bekaempfen wir es, am Besten waere gleich ganz ausrotten. Aber viele Wildpflanzen sind wertvolle Nahrungsmittel. Und wir koennen das Unkraut auch an Haustiere verfuettern. Und wir koennen Jauchen und Humus daraus bereiten. Und im Handumdrehen (Denk-umdrehen) ist das Unkraut nicht mehr Feind sondern Ertrag. Ein Beispiel fuer gute Magie, btw.

Beispiel: Schnecken.
Die Schnecken fressen unser Gemuese kahl. Also versuchen wir, sie zu eliminieren. Falsch. Wir sollten besser darueber nachdenken warum sie den Wald nicht kahlfressen; dort streut ja auch keiner Schneckenkorn (hoffentlich).



Die Vegetation, inclusive Gemuese, waechst von selbst. Wir koennen das entweder foerdern oder behindern. Meistens behindern wir es.

Es geht darum, den Goldenen Schnitt zu finden zwischen Aufwand betreiben um unsere Umwelt zu veraendern, einerseits, und der Nutzung und des Akzeptierens unserer Umwelt so wie sie ist, andererseits. Dieser Goldene Schnitt wird unter verschiedenen Rahmenbedingungen auch verschieden aussehen.

Und, er ist nicht leicht zu finden. Aus gutem Grund waren in ferner Vergangenheit Schamanen und Naturpristerinnen mit der Findung dieses Goldenen Schnittes betraut. Unsere heutigen Tempelpriester sind eher damit beschaeftigt, Wahnideen zu entwickel und zu untermauern. Und diese sollen natuerlich eher den Interessen Jener dienen, die die Silberlinge 'rueberwachsen lassen.
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Erdgeist »

Erdgeist hat geschrieben:
Fruchtbarkeit ist eine eigenstaendige Kraft die sich andauernd aufbaut; angetrieben durch die Sonne.
Das ist also der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit; sie wird durch die Aktivitaet von Pflanze und Tier automatisch Jahr fuer Jahr mehr.

Pflanzen bestehen (stofflich) fast nur aus C, O, H und N. Diese Elemente kommen primaer von Luft und Wasser; nur der winzige Anteil an Mineralien in den Pflanzen kommt vom mineralischen Boden. Wenn die Pflanze abstirbt zerfaellt sie zu Humus, und der kann als fertige Bausteine von der naechsten Pflanzengeneration leichter fuer das Wachstum verwendet werden als nur Luft und Wasser alleine. Das beguenstigt eine komplexere Vegetation als im Vorjahr. Das Endprodukt nach vielen Jahren sind hochkomplexe und hochstabile Habitate wie der Hochwald etwa. Allerdings geschieht das in Zeitraeumen die eher in Jahrzehnten zu messen sind.

Im Gegensatz dazu degradieren, korrodieren, technische/mechanische Systeme im Laufe der Zeit. Daher macht es Sinn, technische/mechanische Systeme moeglichst einfach zu halten um Aufwand fuer Erstellung, Betrieb und Wartung einzusparen; aber biologische Systeme laesst man am Besten so komplex wie moeglich werden um Stabilitaet und hoeheren Gesamtertrag zu haben.



Dieser Mechanismus der sich aufbauenden Fruchtbarkeit ist das Einzige, das wir dauerhaft nutzen koennen ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstoehren. Wir koennen vom Land maximal soviel Ertrag entnehmen wie sich im gleichen Zeitraum an Fruchtbarkeit aufbaut. Ist die Nettoentnahme mehr als das, dann richten wir den Boden zugrunde. Das sehen wir etwa am Beispiel unseres Rasens: die Tatsache dass wir den Rasen ab und zu duengen muessen damit er nicht verkuemmert zeigt uns deutlich dass der von uns entnommene Rasenschnitt den jaehrlichen Zuwachs an Fruchtbarkeit uebersteigt. Und noch dazu wird der Rasenschnitt oft als laestiger Abfall angesehen!


Wie koennen wir also den natuerlichen Aufbau der Fruchtbarkeit foerdern um mehr Ertrag vom Boden Entnehmen zu koennen ohne ihn zu zerstoehren?


(1)

Gestaltung der Landschaft, so, dass die einfallenden Resourcen wie Wasser, Luft, Licht und Waerme am Besten genutzt werden. Hoch- und Huegelbeete, Teiche, Drainagen und vieles andere mehr gehoehren zu diesem Punkt. Allerdings sind das oft schwerwiegende Eingriffe und sollten vorab gut erwogen werden auf ihre Sinnhaftigkeit. Aber, wenn richtig getan, bringen sie fundamentalen Nutzen. Oder eben fundamentalen Schaden. Wenn man nicht in einer extremen Landschaft sitzt braucht man normalerweise nicht allzuviel davon.



(2)

Je mehr biologische Aktivitaet, desto mehr Fruchtbarkeit wird aufgebaut. Bodenleben, Vegetation, Tier und Mensch, alle tragen dazu bei. Je mehr, an Arten und an Menge, desto besser; ein gesundes inneres Gleichgewicht vorausgesetzt. Dabei ist es am Besten, primaer jene Arten wachsen zu lassen die von selbst im lokalen Klima gedeihen moechten, und sich dann zu ueberlegen wie man die anfallenden Ertraege am Besten nutzt. Spaeter kann man das funktionierende System immer noch feinfuehlig etwas in die eine oder andere Richtung tunen. Im Gegensatz dazu ist es eher des Landes Brauch, vorher die Art des gewuenschten Ertages zu definieren und dann die Natur in diese Definition zwingen zu wollen. Das kommt einer Kriegserklaerung an die Natur gleich. Auch die Notwendigkeit der Brache ist daraus entsprungen.

Es ist besser, Berge zu besteigen als Berge zu verruecken.



(3)

Moeglichst viel der durch den Ertrag entnommenen Fruchtbarkeit an den Boden zurueckgeben; als rohe Biomasse in Form von Mulch oder metabolisiert in Form von Kompost oder von Bokashi. "Kleinraeumige Schliessung der Stoffkreislaeufe". Auch Gruenduengung koennte man hier anfuehren, abgesehen von etwaigem Stickstoffeintrag aus der Luft durch Leguminosen.



(4)

Fruchtbarkeit importieren. Wir koennen Fruchtbarkeit von anderem Boden, zB Wildland, entnehmen, zB in Form von Biomasse, und sie in unseren Garten importieren. Dabei duerfen wir aber nicht mehr von diesem anderen Boden nehmen als er verkraften kann, wie oben definiert. ZB Stallmist von Tieren die mit Biomasse von anderem Boden gefuettert wurden. Auch Humanure gehoert hierher da sich kaum ein Mensch nur aus dem eigenen Garten ernaehrt.

Aber, machen wir uns nichts vor: wirklich praktikabel ist das nur fuer kleine Flaechen, Gaerten, da wir ein Vielfaches unserer Gartenflaeche "beernten" muessen wenn wir keinen Raubbau betreiben wollen. Aber es kann eine sinnvolle ergaenzende Massnahme sein.

Ich wuerde sagen, dass das Importieren von Fruchtbarkeit langfristig die ineffizienteste Massnahme ist; trotzdem ist sie fuer viele Leute die einzige von allen. Das ist mehr eine Folge ihres Denkens als ein Diktat der Realitaet.
Hobbygaertnerin
Beiträge: 77
Registriert: Fr 3. Jun 2011, 08:12

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Leider können wir nicht in den Amazonas fahren und dort ein Museum besichtigen, in dem uns das Leben und die Lebensweise dieser Menschen annährend bildlich vorgezeigt wird, die uns als einziges Erbe die Terra Preta hinterlassen haben.
Dass man dort auch keine Knochenfunde von Menschen gefunden hat- zumindest habe ich noch nichts derartiges mitbekommen- deutet darauf hin, dass dieses "von der Erde kommst du und zur Erde kehrst du wieder zurück"- in verschiedenen Kulturen verschieden gehandhabt wird.
Kann mir gut vorstellen, dass in diesem feuchtheissen Klima die Behandlung der Abfälle und Hinterlassenschaften ein ebenso wichtiges wie gesundheitsmässiges Pflichtwissen (Verhinderung von Seuchengefahren) vorraussetzte, wie auch der Umgang mit dem, was von Mensch und Tier am Schluss überbleibt.
Aber das alles sind nur meine Vermutungen und Vorstellungen-
es wird auch dort eine bestimmte Form von Arbeitsteilung ebenso vorhanden gewesen sein wie auch eine Form von Handel.
Fruchtbarkeit vorausgesetzt- kann es nur so zur Arbeitsteilung kommen.
Also haben immer die, die für die Fruchtbarkeit zuständig waren, ihr Wissen und Können im Verhältniss zum Jahr, zu Witterungs- und Klimaeinflüssen versuchen müssen, Fruchtbarkeit zu erhalten.
Und in der Regel sind die, die aus und mit dieser Fruchtbarkeit für Nahrung sorgten, in der Hierachie oder Stellung nicht übermässig hoch angesiedelt gewesen.
Aber ob und warum diese Völker alle verschwunden sind, wissen wir nicht, es sind alles nur Vermutungen. Krankheiten, Klimaveränderungen???????????????????????

Kann der, der sich als arbeitsteiliger Mensch den grössten oder ganzen Teil seiner Bedürfnisse kauft- Fruchtbarkeit überhaupt verstehen?
Nicht dass ich vollkommen falsch verstanden werde, aber dastehen zu müssen und den Unbillen der immer schwierigeren Witterung standzuhalten, gar nicht so einfach.
5 Minuten Hagel und das Jahr ist gelaufen, Trockenheit, Überschwemmungen usw.-
vermindern, zerstören Fruchtbarkeit.
Wir leben in einem fruchtbaren Land, aber ich habe noch sehr wenig Wertschätzung für diese "Selbstverständlichkeit" mitbekommen.
Höchstens einmal im Jahr Erntedank und da sind es in der Regel die Bauern, die für ein gutes oder weniger gutes Jahr danken.
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Erdgeist »

Hobbygaertnerin hat geschrieben: Kann der, der sich als arbeitsteiliger Mensch den grössten oder ganzen Teil seiner Bedürfnisse kauft- Fruchtbarkeit überhaupt verstehen?
Nicht dass ich vollkommen falsch verstanden werde, aber dastehen zu müssen und den Unbillen der immer schwierigeren Witterung standzuhalten, gar nicht so einfach.
5 Minuten Hagel und das Jahr ist gelaufen, Trockenheit, Überschwemmungen usw.-
vermindern, zerstören Fruchtbarkeit.
Ich glaube, der einzige Weg zum Verstehen der Fruchtbarkeit ist, damit zu arbeiten. Auch wenn es nur am Fensterbrett oder Balkon geschieht.

Natuerlich gibt es auch lokale Rahmenbedingungen die den Selbst-Aufbau von Fruchtbarkeit erschweren oder sogar ganz verhindern. An solchen Orten ist bereits Sagenhaftes erreicht worden durch wohldurchdachte Landschaftsgestaltung.

Und es gibt auch Naturereignisse die den Aufbauprozess temporaer zurueckwerfen; Hagel etwa. Aber intakte Biotope mit grosser Artenvielfalt und gesundem inneren Gleichgewicht werden damit ungleich besser fertig als naturfremde Agro-Produktionsstaetten.
Hobbygaertnerin
Beiträge: 77
Registriert: Fr 3. Jun 2011, 08:12

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Mir ist vor einer Weile die Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann in den Sinn gekommen,
so ein kautziger Biologielehrer, der davon sprach, wenn 2 Rüben statt einer wachsen würden, wäre es besser.
Kompost, Terra Preta, Wurmkompost, Komposttee, Mulch, es gab und gibt doch eine ganze Vielzahl von Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit zu verbessern.
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Erdgeist »

Hobbygaertnerin hat geschrieben: Kompost, Terra Preta, Wurmkompost, Komposttee, Mulch, es gab und gibt doch eine ganze Vielzahl von Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit zu verbessern.
Natuerlich gibt es viele unterstuetzende Massnahmen die wir anwenden koennen, und auch gut daran tun. Manche dieser Massnahmen sind allerdings langfristig kontraproduktiv; sie sind auf Dauer schaedlich fuer den Aufbau des Lebens, der Fruchtbarkeit. Die meisten Massnahmen der industriellen Landwirtschaft sind auf Dauer schaedlich und sogar verbrecherisch gemeingefaehrlich.

Wie ist es moeglich dass wir diese Massnahmen nicht nur anwenden sondern sogar deren Schaedlichkeit bestreiten?



Ganz einfach:
Durch die Vergoetterung des <kauf-es-fertig> Konzeptes und der Vergoetterung unserer technologischen Erfolge, inclusive "?Erfolge?", haben wir uns in den falschen Glauben hinein-manipuliert, den natuerlichen Mechanismus der sich selbst aufbauenden Fruchtbarkeit nicht mehr zu brauchen. Statt dessen meinen wir, nur das richtige Produkt kaufen zu muessen und sonst nichts zu benoetigen. Und wenn es nicht funktioniert dann brauchen wir eben noch irgend ein anderes Produkt...


Aber dieser Glaube ist falsch. Die Grundlage jedes Land/Gartenbaus ist nach wie vor der natuerliche Mechanismus der sich selbst aufbauenden Fruchtbarkeit, so wie er sich in einer Vielzahl miteinander kommunizierender biologischer Prozesse manifestiert. Heute ebenso wie vor 10 000 Jahren.

Aus diesem Wissen heraus koennen wir dann nicht-schaedliche unterstuetzende Massnahmen anwenden, aber wichtiger noch ist das Vermeiden von schaedlichen Aktionen. Das ist nicht leicht wenn wir den Garten Eden nach unseren Vorstellungen umgestalten wollen....
Hobbygaertnerin
Beiträge: 77
Registriert: Fr 3. Jun 2011, 08:12

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Hobbygaertnerin »

Wer weiß wirklich, was langfristig erfolgreich ist????????????????
Es gibt ein Buch - 4.000 Jahre Landbau in Korea, Japan, China- wurde vor gut 100 Jahren geschrieben, es gibt ein weiteres 2.000 Jahre Erfahrungen im biologischen Gartenbau- über Terra Preta werden wir leider keine Zeitzeugen mehr befragen können.
Unser kurzer Zeithorizont kann doch gar nicht ermessen, was wirklich langfristig sinnvoll ist.
Aber jeder möchte essen und das überaus reichlich, - so eine Fülle und Übermaß war früher nur dem Adel und anderen hochgestellten Kasten vorbehalten.
Heute ist es für jeden möglich- aber ich merke nichts von Glückseligkeit, Dankbarkeit, Achtung.
Sicher sind nicht alle Maßnahmen der Landwirtschaft überaus erfolgreich, aber was möchte die Menschheit, alles zu jeder Zeit und am Besten sofort, superbillig und verpackt, verarbeitet.
Landwirtschaft kommt mir oft vor, als müsste sie die Eiermilch legende Wollmilchsau sein-
alle anderen erwarten, verlangen, fordern, schimpfen.
Weiters mache ich mir einen Knoten in die Pfoten.
Erdfreund
Beiträge: 97
Registriert: Di 15. Jul 2014, 11:57

Re: Der vergessene Aspekt der Fruchtbarkeit

Beitrag von Erdfreund »

Hallo,

Ein Problem ist unser "billig-billig"-Denken. "Geiz ist g..." - eine unsägliche, aber erfolgreiche Werbe-Maxime. Vernebelt unser Denken und Fühlen.

Andere Kulturen achten viel mehr auf den Wert des Essens. Wir schaufeln den billigsten (tschuldigung) Fraß in uns hinein. Als ob unser Körper und Gesundheit nichts wert wären. Deutschland ist unrühmlicher Meister dabei.

Fleisch um 2,99 das Kilo - wie die Tiere leiden, welchen Gammel wir fördern, wie die Böden kaputt gemacht werden - egal.

Und dann landet ein Drittel der Nahrungsproduktion im Müll. Und was geht alles mit dem Abwasser ins Meer? Die Meere ächzen unter Überdüngung, die Ostsee ist zu Teilen sauerstofffrei, und an Land kippen wir Unmengen neuen Mineraldünger auf die Felder. Hergestellt mit fossiler Energie. Gleichzeitig verarmen die Böden an vielen Spurenelementen und Humus.

Phosphor- und Kali-Lager werden geplündert, als ob wir eine zweite Welt - und einen zweiten Körper - in Reserve hätten. Von unmenschlichen Arbeits-Bedingungen in den Minen der "dritten Welt" ganz zu schweigen.

Vielleich kann Terra Preta wirklich drei große Geißeln der Moderne lösen helfen? Energie-, Ernährungs- und Fruchtbarkeitskrise? Dann hätten die indigenen Völker uns ein unglaublich wertvolles Geschenk gemacht. Wertvoller als Gold. Kann man bekanntlich weder essen noch atmen.

Übrigens gibt es noch indigene Völker. Wie schön wäre es, wenn wir nicht nur dankbar ihr Wissen, und das ihrer Vorfahren annehmen würden. Sondern uns auch einsetzen würden, sie gegen Landraub, Überfremdung und Auslöschen zu unterstützen. Dann hätte sich ihr jahrtausendelanger Einsatz am Ende auch für sie selber heute gelohnt. Ob TP auch zur Verständigung der Kulturen beitragen könnte?

Ob wir da noch was hinbekommen???
Nur mal so geträumt...

Beste Grüße
Erdfreund
Antworten