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Wie ist das mit der Säure?

Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 13:56
von Simone
Hallo, TerraPreta und EM-Spezialisten,
seit ein paar Tagen beschäftige ich mich eingehend mit dem Thema und hab endlos viel Material gelesen in der Zwischenzeit. Ich finde nur immer Widersprüchliches dazu, ob Regen- bzw. Kompostwürmer nun saures Material = Bokashi lieben, oder ablehnen und erst mal auswandern. Und überhaupt sind unsere Böden doch tendenziell zu sauer - wie verhält es sich da also mit dem weiteren Ansäuern durch Ausbringen von Bokashi? Viele Gemüsepflanzen mögen Säure ja auch explizit nicht.
Wie geht es also mit dem Säuregrad weiter, wenn Bokashi und Holzkohle zu Terra Preta werden sollen? Oder auch Bokashi direkt in den Garten oder Kompost wandern würde?
Danke für Eure Antworten und Erfahrungen!
Simone

Re: Wie ist das mit der Säure?

Verfasst: Do 13. Jan 2011, 08:41
von hobbygaertner
Hallo Simone,

Bokashi ist ja nur ein selektives Element im gesamten Prozess der Stoffumsetzung. Ich denke nicht, dass man dadurch Boeden dauerhaft "versauert".

Die Angaben, in welchem Milieu sich Kompostwuermer wohlfuehlen, schwanken recht stark. Das geht von 5 bis 9, die meisten geben 6-7 an. Bokashi ist da mit 5,4-6 etwas saurer. Aber Bokashi ist ja nicht das "Endprodukt". In einem anderen Thread hat Holzgaser bereits darauf hingewiesen - das Zeug muss/sollte noch "vererdet" werden. Pflanzenverfuegbare Stoffe entstehen erst spaeter.

Zu den direkten Wirkungen kann ich persoenlich wohl erst in ca. einem halben Jahr antworten. Ich moechte ab Fruehjahr vergleichende Feld- und Topfversuche mit Kompost, Bokashi bzw. Terra-Preta durchfuehren. Im Moment bin ich deshalb fleissig dabei, Bokashi herzustellen.

Viele Gruesse
hobbygaertner

Re: Wie ist das mit der Säure?

Verfasst: Do 13. Jan 2011, 13:10
von elis
Hallo !

Das Bokashi ist sehr sauer nach der Fermentation. Aber wenn es dann mal 2-3 Wochen im Boden eingegraben ist, ist es soweit neutralisiert, das es für die Pflanzen nicht mehr sauer ist und somit pflanzenverfügbar. Es ist ein wahres Geschoß für den Boden, alles wächst gut und kräftig. Außerdem hat es noch den wunderbaren Effekt, das die Schnecken das nicht möge. Weil im Boden Antioxidantien entstehen und das mögen die Schnecken nicht.

lg. elis

Re: Wie ist das mit der Säure?

Verfasst: Fr 21. Jan 2011, 14:30
von Marko Heckel
Hallo Simone,

Alles organische ist vergänglich auch organische Säuren werden umgebaut zu Humus oder abgebaut und veratmet, so dass die Säurewirkung sich recht schnell verliert. Sogar Nadelstreu, Zitrusfrüchte oder Rindenmulch kann man mit guter Mikrobiologie (EM) schnell umsetzen und die Säuren neutralisieren damit.

Würmer mögen nicht in saurer Umgebung leben, futtern aber gerne sauer fermentiertes Material. So wie Kühe Silage fressen oder wir Sauerkraut.
Tatsächlich fermentieren die Würmer Laub, Grashalme oder anderes Material bevor sie es verdauen. Die Mikrobiologie der Würmer im Darm ist der EM-Mischung sehr ähnlich.

Ohne Terra Preta führt der Abbau von organischem Material tatsächlich zu einer langfristigen Versauerung. Die vorübergehend aktiven organischen Säuren lösen die basischen Mineralstoffe und dann waschen diese leicht aus. Die Kohle und der Dauerhumus der Terra Preta verhindert die Auswaschung der basischen Mineralstoffe (KAK-Kationenaustauschkapazität). Die Basen werden nach Abbau der organischen Säuren wieder gebunden und können, wie die jahrhundertealten neutralen Terra Preta-Böden des Regenwaldes zeigen, fast ewig wieder recycelt werden.
Das ist der Ausweg aus der ansonsten ständig nötigen Kalkausbringung.

Gruß Marko