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Terra Preta mit Aktivkohle?

Verfasst: Do 19. Sep 2013, 08:25
von timemasterx
Hallo zusammen,

zur Zeit experementiere ich mit verschiedenen Terra Preta Böden.

Nach all dem was ich nun gelesen habe, ist es so, je größer die Oberflächenstruktur der Pflanzenkohle desto besser.

Frage1:

Zur Verbesserung der Böden gebe ich auch Basalt hinzu, noch höhere Oberfläche wie bei der Pflanzenkohle. Nun ist es so dass Aktivkohle, sprich behandelte Pflanzenkohle mit 1000Grad heißem Wasserdampf und noch so ein paar Dinge sich hier die Oberfläche von circa 200-400m² pro Gramm auf 500m²bis hin zu 1500m² verbessert.

Für mich stellt sich nun die Frage ob nicht ein Terra-Preta Boden aus Aktivkohle noch viel besser für unsere lieben Mikroorganismen und auch noch mehr Speicherpotential für Wasser bietet? Die Frage ist auch, ob Aktiv-Terra-Preta in sich noch so stabil vom Zersetzungsprozess ist wie "normale" Pflanzenkohle?

Ich habe hierzu leider nichts passendes im Netz gefunden und wende mich deshalb an das Forum.

Frage2: aus persönlichen Interesse

Ich besitze eine kleine Landwirtschaft mit Pferdemist von circa 40-60 Pferden. Ergibt ~600m² pro Jahr. Ich suche nach einer kleinen Pyrolyseanlage die etwas automatisiert abläuft. Zur Zeit gibt es entweder von Schottdorf/Pyreg Großanlagen oder ich habe die Wahl mit gebrauchten Stahlfässern dies umzusetzten.
Problem beim ersten, die Anlagen sind zu groß für die Menge und ich habe auch immer nur am Wochenende Zeit die Anlage zu bestücken. Ist auch ein großer Kostenfaktor für mich. Mist trocknen und hächseln, Pellets pressen, mit der Pyrolyseanlage Pflanzenkohle herstellen und optimal noch drauß Aktivkohle herstellen.

Gibt es nicht eine Kleinanlage für solche Dinge?

Besten Dank

Gruß

Thomas Denk

Re: Terra Preta mit Aktivkohle?

Verfasst: Sa 28. Dez 2013, 16:40
von Wilfried
Hallo Thomas Denk,

zum Thema Aktivkohle habe ich im Buch von Gerald Dunst "Humusaufbau" den Hinweis gefunden, dass Aktivkohle als Bodenzuschlagsstoff bei der Terra Preta Herstellung ungeeignet ist. In einer Versuchsreihe zeigte sich, dass die Komposte, die mit Aktivkohle angesetzt und getestet worden sind, alle Regenwürmer verschwanden. Nach seiner Erfahrung ist Biokohle, die bei 500 - 600 Grad hergestellt wird, optimal. Je höher die Kohlenzugabe zum Kompost (max. 100 kg / t Ausgangsmaterial) desto besser die Kompostausbeute und geringer die Stickstoff-Verluste.

Gruß Wilfried

w.stegmann@blaue-kartoffeln.de

Re: Terra Preta mit Aktivkohle?

Verfasst: Mo 26. Okt 2015, 13:48
von Payne
Halo Leute,
interessantes Thema! Hm gibt es vielleicht unterschiedliche arten von Aktivkohle?

Bei den Herstellung von Pflanzenkohle mittels Kon-tiki (http://www.ithaka-journal.net/kon-tiki- ... produktion)
wird die Kohle laut Erfinder nämlich (zumindest teilweise) aktiviert:
Kon-Tiki Pflanzenkohle, die mit Wasser abgelöscht wird, erfüllte nach bisherigen Untersuchungen alle Ansprüche an die Premiumqualität des Europäischen Pflanzenkohle Zertifikates (EBC). Das offene Pyrolyseprinzip garantiert, dass der allergrößte Teil der Pyrolysegase aus der Kohle ausgetrieben und verbrannt wird, also nicht in Form von teils toxischen Kondensaten die Kohleoberflächen und Poren verklebt. Durch die langsame Ablöschung mit Wasserdampf wird die Pflanzenkohle noch zusätzlich gereinigt und aktiviert.
Und würde mich stark wundern wenn die, durch dieses Verfahren hergestellte Kohle, ungeeignet für den Humusaufbau à la Terra Preta ist.

Natürlich weiß ich nicht wieviel Grad der Wasserdampf bekommt, höchstwahrscheinlich nur wenige hundert Grad, also wird die Kohle wahrscheinlich nicht so stark aktiviert.

Re: Terra Preta mit Aktivkohle?

Verfasst: Mo 26. Okt 2015, 16:47
von Erdfreund
Ja, es gibt die Hinweise, dass professionelle Aktivkohle (zumindest anfangs) wirklich nicht gut geeignet ist - Regenwürmer meiden sie.

Kon-Tiki Kohle mit Dampf ablöschen aktiviert sie nach Hans-Peter Schmidt teilweise und reinigt die Poren. Das ist gut für TP, ist auch nicht die professionell hergestellte Aktivkohle.

Aber noch etwas ganz anderes an timemasterix: Pferdemist würde ich keinesfalls pyrolysieren = verkohlen. Pferdemist = Heißmist ist so reich an Nährstoffen, Stickstoff N und anderen. Das ergäbe erhebliche N-Ausgasungen - NOx-Treibhausgase einerseits und N-Verluste andererseits beim Brennen. Entspräche nicht dem Gedanken von TP (Klimaschutz und Nährstoff-Kreislauf).

Habe in diesem Frühjahr auf einem Bauernhof 450 ltr. Pflanzenkohle aus Holz - Schlagraum (Restholz) aus dem Wald gebrannt und (nach Löschen) mit Pferdemist und Gülle versetzt. Als aufgeladene Kohle auf dem Feld ausgebracht.

Allgemein wird empfohlen, N-armes Material zur Kohleherstellung zu verwenden und N-reiches Material dann zum Aufladen. Hühnermist als Vergleich ist auch so nähstoffreich, dass es nach dem EBC-Siegel (Euro Biochar Certificate) nicht zur Herstellung von Pflanzenkohle verwendet werden soll. Wird es doch pyrolysiert, ergäbe es wg. der Mineralien eine Asche, die zwar auch als Dünger verwendet werden kann, aber eben nicht als Pflanzenkohle.

Unser Pferdemist war übrigens 1 Jahr verrottet in einer Miete und durchsetzt mit Kompostwürmern. Die würde ich auch nicht grillen wollen. Und die lebendigen Mikroorganismen im Mist sind gut zum Beleben der Kohle.

Fazit: Hast du anderes Material zum Kohle herstellen?

Gruß
Erdfreund

PS: 600 m³ Pferdemist pro Jahr sind m.E. ein großer Schatz. Wenn man ihn mit Pflanzenkohle dauerhaft stabilisieren kann, ist er extrem wertvoll für den Boden. Wieviel Fläche habt Ihr?

Noch ein PS: Habe soeben eine Veröffentlichung von Frau Prof. Claudia Kammann zu einer TP-Tagung BUND Hannover 2014 gelesen. Ihre Kurzformel: "Pyrolysier´ den (N-armen) Rest - kompostier´ ihn mit dem (N-reichen) Best" (Gülle, Mist, Gärrest etc., übersetzt aus englisch). Würd hier genau passen ...

Gruß Erdfreund