Erste Schritte mit Tria Terra

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Sprotte
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Registriert: So 29. Jul 2012, 17:33

Erste Schritte mit Tria Terra

Beitrag von Sprotte »

Seit einem halben Jahr beschäftige ich mit dem Thema Terra Preta, angeregt durch einen Beitrag auf der Seite futurzwei.org über die Abwasseraufbereitung unter dem Hamburger Hauptbahnhof. Ich bin auf dem Bauernhof groß geworden und habe schon vor 30 Jahren einen Garten mit Kompost, Fruchtfolge, Mischkulturen und Seegrasmulch bewirtschaftet. Nach vielen Jahren anderweitiger Beschäftigung habe ich durch das neue Wissen wieder Lust bekommen, Gartenbau mit dem Ziel Gemüseselbstversorgung zu betreiben.
Durch den Besuch des Erdbeerfestes bei Mario Heckel bekam ich Anregungen und kaufte mir gleich 2 x 10 Liter Tria Terra Einstreu und 1 Liter Em-a. Am 20.06.12 baute ich mir eine Toilette aus einem alten Stuhl, einem 20 Liter Mörteleimer und einer Brille mit Hygieneausschnitt. Als Abdeckung schnitt ich mir einen 5 mm dicken beschichteten Sperrholzdeckel (Schrankrückwand) zurecht. Als Urinsammelgefäß dient ein alter Alu-Topf. Da meine Familie sich noch davor ekelt, muß ich mein Geschäft vorerst im Heizungraum erledigen. Am 27.07.12 war der erste Eimer voll. Am 13.09. nahm ich die Reetabdeckung meiner Rottemiete ab und brachte eine Schicht Schnitt vom Pflanzenbeet, eine Schicht mittelreifen Kompost, den Inhalt des Eimers und eine weitere Schicht Kompost und abschließend eine Schicht angewelkten Rasenschnitt auf. Danach legte ich die Reetabdeckung wieder auf die Miete. Die Konsistenz des Eimerinhalt war noch nicht optimal, was ich darauf zurückführe, daß der Sperrholzdeckel nicht luftdicht war. Bei einem Gang über den Dachboden fand ich den alten verzinkten Deckel eines Einweckkessels. Der paßte wie A... Ich hoffe die nächste Ladung wird besser.
Dateianhänge
miete1.jpg
Die geöffnete Rottemiete
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eimer1.jpg
Der vom 27.07. bis 13.09. gereifte Eimerinhalt mit Fliegenbesatz durch Undichtigkeit zwischen Deckel und Eimer.
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toilette1.jpg
Die verbesserte Toilette mit verzinktem, stramm paßenden Deckel
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Sprotte
Beiträge: 5
Registriert: So 29. Jul 2012, 17:33

Re: Erste Schritte mit Tria Terra

Beitrag von Sprotte »

Fortsetzung:
Die weiteren Schritte auf meinem Weg zur Terra Preta werde ich chronolgisch schildern.
Am 18.09.12 nahm ich die Reetabdeckung von der Rottemiete, lockerte die obere Schicht leicht auf und trug schichtweise Grasschnitt vom Randbereich des Pflanzenbeetes und 4 Wochen angewelktes Rasenmähergras mit verdünntem EM-a begossen auf. Abschließend verdichtete ich den Haufen und deckte ihn wieder mit Reet ab. Das Gleiche am 25.09. und 24.10 nur ergänzt durch unreifen Kompost und Laub.
Am 06.11. war ich neugierig und hob die ca. 5 cm dicke Laubschicht unter der Reetabdeckung an, sah einen Regenwurm und fein verästelte Pilzmycele, die wahrscheinlich auch den eigentümlichen Geruch ausmachten. Erstaunlich war die relative Trockenheit bezogen auf den hohen Niederschlag während der Tage zuvor. Dann füllte ich zum letzen Mal die Miete mit Schilf, Laub und dem Inhalt des zweiten Aborteimers auf.
Meine Idee ist, die Rottemiete bis zum Herbst nächsten Jahres ruhen zu lassen, um den Myriaden von Mikrooganismen Zeit für ihre Arbeit zu lassen und die hoffentlich entstandene fruchtbare Erde dann in den Gartenboden einzuarbeiten.
Eigentlich möchte ich den äußeren aeroben und inneren anaeroben Prozesse ihren natürlichen Lauf lassen, aber nach dem was ich nun gelernt habe, ist das Ergebnis rein anaerober milchsaurer Vergärung des Substrates wertvoller. Sollte ich darum die Rottemiete mit einer Folie sauerstoffdicht verschließen?
Über Tipps würde ich mich freuen.
Marko Heckel
Beiträge: 188
Registriert: So 26. Sep 2010, 21:00

Re: Erste Schritte mit Tria Terra

Beitrag von Marko Heckel »

Hallo Sprotte,

Ihre Vorgehensweise klingt gut.

Die komplett abgeschloßene milchsaure Fermentation für mindestens 4 Wochen z.B. mit Folie hat ein paar Vorteile:

1. viele Pflanzensamen gehen kaputt, leider nicht alle
2. Krankheitserreger aller Art inclusive Mehltau, Kastanienminiermotte oder Spulwürmerparasiten werden zuverlässig abgebaut (wegen der starken anaeroben Mikrobenaktivität und nicht wegen dem pH-Wert)
3. Es entstehen viele Antioxidantien, Vitamine und Enzyme (Stichwort: Sauerkraut). Die Pflanzen lieben das genauso wie Menschen. Auch bei guter Wurmvererdung mit Sauerstoff entstehen diese Substanzen, aber die milchsaure Fermentation ist oft einfacher zu steuern.
4. das milchsauer fermentierte Material ist für Monate und Jahre konserviert und kann frisch ohne Verluste den Pflanzen/Beeten zugeführt werden. Das bedeutet eine höhere Düngewirkung.
5. das Material trocknet nicht aus

Es geht sowohl langsame Wurmvererdung oder Rotte mit hohem milchsauren Anteil (z.B. Stapelkompost http://www.terra-preta-forum.de/viewtopic.php?f=13&t=18), als auch völlig anaerobe milchsaure Fermentation. Für hygienisch bedenkliche Materialien und zur Konservierung hat die reine milchsaure Fermentierung, z.B. mit Folie einige Vorteile.
Verhindern sollte man auf jeden Fall Fäulnisprozesse (Gestank) und die verlustreiche Heißkompostierung.

Gruß Marko
http://www.triaterra.de
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