Trockenheit...

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Marianne
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Registriert: Mo 11. Feb 2013, 16:13

Trockenheit...

Beitrag von Marianne »

Hallo Leute!
Letztes Jahr war es bei uns schon so: In der ganzen Republik fiel Regen, nur bei uns nicht. Und dieses Jahr scheint irgendwie ähnlich zu werden.
Was nützt der fruchtbarste Boden, wenn zu wenig Wasser da ist?
Bei uns steht schon an jeder Ecke eine Regentonne, aber die meisten sind inzwischen leer, und spätestens morgen werden die restlichen auch leer sein.
Was tut man dem Boden an, dass er das Wasser halten kann? Hacken UND Mulchen geht irgendwie schlecht. Und ich habe das Gefühl, wenn ich zu viel mulche, kommt das bisschen Regen gar nicht bis in die Erde. Und außerdem: Wo kriege ich das viele Mulchmaterial her? Den Rasenschnitt auf dem Rasen lassen UND auf die Beete bringen, geht auch nicht wirklich.
Und wie gieße ich so, dass es optimal da hin kommt, wo es hin soll?
Gruß, Marianne
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Trockenheit...

Beitrag von Erdgeist »

Also Wundermittel habe da nicht zum Vorschlagen. Das heisst, fast-Wundermittel schon; aber die haben ihren Preis, im Sinne von Mammon oder Schweiss. Fangen wir mit den einfachen Dingen an:

1. Unkraut nicht ausrupfen sondern regelmaessig absicheln und als Mulch liegen lassen. Jeder Zentimeter Boden sollte staendig bewachsen-gemulcht sein. Zwar verbraucht das Unkraut auch Wasser aber trotzdem ist der Boden darunter wesentlich feuchter als ohne. Nachteil: irgendwann hat man dann mehr Arbeit um all das Unkraut wieder rauszukriegen, am Besten mit der Gabel lockern und rausziehen. Mindestens einmal im Jahr muss man das machen und wichtig dabei ist die richtige Bodenfeuchte, nicht zu trocken und nicht zu nass. Bei schwerem Boden ist das allerdings recht muehsam.

2. Den Wind nicht unterschaetzen. Wenn oft Wind ueber den Boden streicht dann trocknet der Boden enorm aus; Windbarrikaden machen dann sicher Sinn. Die muessen aber etwas luftdurchlaessig sein um Wirbelbildung dahinter zu verhindern. Wuestengaerten sind oft in kleinen Gruben angelegt um nicht dem Wind ausgesetzt zu sein.

3. Die effizienteste Bewaesserungsmethode ist ein Tropf-system (Drip-irrigation).Dabei werden Schlaeuche zu jeder Pflanze gelegt mit Tropfern daran. Nur regulierbare Tropfer verwenden (ja, die sind teurer). Das extra Geld fuer Schaltuhren%Computersteuerungen kann man sich meiner Erfahrung nach ruhig sparen; die funktionieren ohnehin nicht zufriedenstellend. Maximal einen Druckminderer mit Partikelfilter. Dann jedesmal manuell das Wasser andrehen und durch den Garten gehen und nach Bedarf die Tropfer einzeln nachregulieren. Dauer von ein paar Minuten Wasser rieseln bis zu ein-zwei Stunden Wasser tropfen. Nachteile: kostet schon etwas Geld in der Anschaffung und die Zeit zum Installieren rentiert sich nur wenn man wirklich praktisch den ganzen Sommer ueber bewaessern muss. Ausserdem braucht es Wasserdruck im System, meistens bedeutet das, das man vom Trinkwasseranschluss bewaessert (da kommt dann noch eine Rechnung...) Und aufpassen bei der Planung, zB kann an den Tropfern in Summe nicht mehr Wasser raustropfen als durch die Schlauchleitung am Anfang durchpasst......

4. Die Koenigsdisziplin, auch im Sinne des Aufwandes, ist die Landschaftsgestaltung / Bodenaufbereitung. Man kann etwa auf genuegend grossen Grundstuecken die Landschaft so gestalten, dass das einfallende Regenwasser in Teichen gehalten wird und ganz langsam durch das Biotop sickert; im Idealfall monatelang dazu braucht. Wird in Australien oft gemacht. Stichwort: Permakultur,Mollison&Holmgren.

Mein Grundstueck zB ist zu klein und zu flach dafuer, da geht dann noch die Bodenaufbereitung. Sehr viel Biomasse (20-40cm dick gestampft, mit etwas Erde vermischt;keinen frischen Mist verwenden!) und darueber mindestens 20cm normale Gartenerde in die man dann pflanzt. Das ist so richtiger Aufwand aber es braucht um Wochen laenger bis der Boden austrocknet. Ich hatte auf solchem Boden schon erfolgreich Mais&Zucchini-kultur, der Boden hatte oben Trocknungsrisse mehrere cm breit und doch war unten genuegen Feuchte fuer die Pflanzen. Allerdings fiel die Ernte schon etwas geringer aus als sonst.

Vielleicht koennte man anstatt der Biomasse auch eine ebenso dicke Schicht aus unglasierten Keramikscherben verwenden. Ich hatte mal einen Container-garten am Balkon, da machte eine 5cm-Schicht ganz unten in den Containern schon einen Unterschied.
Marianne
Beiträge: 46
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 16:13

Re: Trockenheit...

Beitrag von Marianne »

Hallo Erdgeist!
Danke für Deinen ausführlichen Artikel.

O je, da bin ich ja noch ziemlich steinzeitlich unterwegs mit Gießkanne, und ggf. Schlauch. Lege Gieß-Ränder an und so. Bewässerung klingt faszinierend, aber auch nach viel Aufwand, zumal meine Beete nicht ordentlich an einer Stelle liegen, sondern überall verteilt sind.
Lohnt sich das in einem einfachen Familiengarten, der ein bisschen vom Selbstversorgen träumt? (Wobei, mit ordentlicher Bewässerung würde vielleicht ein bisschen mehr vom Traum wahr, vorausgesetzt, die Schnecken finden die Bewässerung nicht auch schön).

Das mit dem Unkraut mache ich ohnehin so. Frage ist, ob man nicht irgendwas dazwischen pflanzen sollte, wo der Boden sonst frei liegt. Habe dieses Jahr einen kleinen Senf-Streifen gesät. Der sieht immer noch ganz gut aus, obwohl er nie Wasser (von mir) bekommen hat.

Die Sache mit der Biomasse ist auch schön. Ich grabe auch immer mal den Inhalt des Bokashi-Eimers unter einem Obstbaum ein. Aber die Menge, die man da zur Verfügung hat, ist naturgemäß auch begrenzt.
Gruß, Marianne
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Trockenheit...

Beitrag von Erdgeist »

Marianne hat geschrieben:O je, da bin ich ja noch ziemlich steinzeitlich unterwegs mit Gießkanne, und ggf. Schlauch. Lege Gieß-Ränder an und so.
...........
Genau so mache ich es auch (plus Bodenaufbereitung wie beschrieben). Bei einem sehr kleinen Giessrand, Durchmesser 20cm oder so, wird eben auch nur diese kleine Flaeche nass/feucht, und praktisch nur dort verdunstet spaeter Wasser. Die Flaechen rundherum bleiben trocken, was auch den Schnecken das Leben schwerer macht. Man kann auch in kleine Giessraender mehrfach waessern, nach 10 Minuten oder so. Dann sickert das Wasser in die Tiefe anstatt sich an der Oberflaeche auszubreiten. Es ist ohnehin besser, selterner und ausgiebig zu waessern als oefter und wenig. Mit einem Tropfsystem ist es ebenso, aber noch besser weil die nasse Flaeche gerade mal ein paar cm gross ist. Man kann auch in jedem Beet ein Tropfsystem anlegen und dann einen langen Gartenschlauch nacheinander an jedem Beet anstecken, jeden Tag ein paar Beete. Trotzdem macht das in unseren Breiten fast niemand. Zu den beschriebenen Nachteilen kommt noch, dass die Schlaeuche natuerlich die Beetbearbeitung waehrend des Sommers erschweren (zB hacken). Man sollte sich auch klarmachen, dass wir in Mitteleuropa sehr verschwenderisch mit Wasser umgehen; Gartenkulturen koennen mit weit weniger Wasser auskommen als wir im Allgemeinen meinen.
Die Sache mit der Biomasse ist auch schön. Ich grabe auch immer mal den Inhalt des Bokashi-Eimers unter einem Obstbaum ein. Aber die Menge, die man da zur Verfügung hat, ist naturgemäß auch begrenzt.
Ahhh.....ja.
Da heisst es umdenken. Kuechenabfall macht zwar hervorragenden Kompost / Bokashi, aber jenseits von ein paar Topfpflanzen ist die Menge viel zu klein. Der Anteil des Kuechenabfalls an der Biomasse die ich jedes Jahr verarbeite, ist 1% oder weniger. Alles andere ist Rasen- und Strauchschnitt von Nachbarn im Schubkarrenradius (ca 150m) und Pflegeschnitt von Wildland.

Think big:
Strassenraender, Parks, Wasserlaeufe, usw; all das muss jedes Jahr ausgeschnitten werden und notorisches Problem jeder Gemeinde sind die dafuer anfallenden Lohnkosten. Man kann manchmal die Landschaftspfleger dazu bringen, eine Ladung davon vor dem Haus abzukippen anstatt sie sonstwo hin zu karren. Und gerade kleine Gemeinden sind sehr froh wenn jemand kleine Teile der Landschaftspflege gratis uebernimmt. Dazu braucht man nicht mehr als eine kleine Astsaege, ein Buschmesser, eine Sense.

Das Problem dabei ist natuerlich der Aufwand fuer Transport und Verarbeitung. Wenn man klug arbeitet, dann arbeitet man fuer ein paar Euros die Stunde, im Vergleich zu gekauftem Kompost. Wenn man unklug arbeitet, dann arbeitet man praktisch umsonst. Also da heisst es, gut abwaegen was man macht und und vor Allem wie.

Wir hocken mitten im Ueberfluss und kaum jemand nutzt ihn. Weil zu wenige Euros dabei 'rausspringen.


Kleines Geheimnis:
Wir sind immer noch im Paradies, aber wir wollen eben immer mehr und noch mehr, oft sogar haufenweise Dinge die wir gar nicht brauchen, und wir wollen immer weniger dafuer tun. Und wir wollen uns unsere Fruechte nicht selbst vom Baum pfluecken; das sollen die Marrokaner fuer uns machen.

Daraus resultieren fast alle unserer Probleme.



Viele Gruesse!
Marianne
Beiträge: 46
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 16:13

Re: Trockenheit...

Beitrag von Marianne »

Hallo Erdgeist!
Nur mal eine Frage: Wenn Du so viel organisches Material aus der Umgegend ran schaffst, ist dann bei Dir nicht irgendwann die Erde deutlich höher als in der Umgebung?
Ich habe mal eine nicht mehr benötigte Spielgrube unserer Kinder mit Abfällen aus einer Gärtnerei gefüllt. Das ist ein herrlicher Himbeer-Dschungel geworden, aber nichts für Puristen, da der Boden ungleichmäßig absinkt.

Die Idee mit dem Mini-Gießrand finde ich genial, weil sie so gut wie keine Arbeit macht, aber viel bringt. Beim Pflanzen entsteht solch ein Rand ja fast von alleine. Man muss ihn nur etwas festdrücken.

Inzwischen ist wieder alles anders. Wir hatten so ein Unwetter, dass wir unseren Keller mit Besen verteidigen mussten. Und mehr ist angesagt. Wenn es stimmt, was die Wetterfrösche sagen, heißt es jetzt, alle Abflüsse, die wir irgendwann mal angelegt haben, zu reaktivieren…
Leider sind die tiefer gelegenen Stellen auf unserem Grundstück ausgerechnet da, wo sie den Keller gefährden… Und die Idee vom Pool im Keller wollen wir dann doch nicht verwirklichen…;-)

Schönen Sonntag!
Marianne
Elli
Beiträge: 24
Registriert: So 5. Jan 2014, 11:08

Re: Trockenheit...

Beitrag von Elli »

Nabend, also das Problem mit zu wenig Wasser habe ich ziemlich einfach gelöst.
Ich nutze derzeit am Haus das Wasser vom Dach. Habe am Fallrohr einen kleinen Abzweig der mir die Fässer fült.Die Fässer sind mit Zwischenstücken verbunden, so wird jedes Fass automatisch befüllt. Ich habe 6 Fässer stehen mit 200 Lit. Fassungsvermögen. Die sind mittlerweile über 10 Jahre alt. Ich mache mir aber ab Frostbeginn die Mühe und stelle sie unter.
Zum entlehren habe ich eine kleine Saugpumpe (mußte wir beim Jahrhunderthochwasser zum Kellerauspumpen kaufen )mit Wasserschlauch, auch diese Teile sind schon viele Jahr im Einsatz.
Meine Beete decke ich auch nach Möglichkeit mit Mulchmaterial ab.Wenn der Rasen gemäht wird, wird ein Teil zu Bokashi und ein Teil wird angewelkt und dann auf die Beete und Zwischenwege gestreut. Auch anfallendes Unkraut wird rausgezogen und bleibt bei mir liegen. Ich merke von Jahr zu Jahr meinen lockeren Boden.
Und mein eingebuddeltes Bokashi wird regelmäßig aufgefuttert
Versuchproben der Erde auf den ph- Wert ,weil angeblich durch das Sauerfutter der Boden sauer wird,stimmt nicht.
Mit Schnecken habe ich kein Problem,scheinbar mögen die meine gesunden Pflanzen nicht. Oder sie stehen nicht auf Sauerfutter. Gruß
Erdgeist
Beiträge: 231
Registriert: Mo 10. Feb 2014, 09:06

Re: Trockenheit...

Beitrag von Erdgeist »

@Elli:

Ich habe Jetzt auch 3 x 200 Ltr; aber wenn ich mit 70+ m2 (netto) Gemuesekultur plus 120 m2 Waldgarten (selektiv und nur manchmal gewaessert) anfange zu giessen, dann komme ich damit gerade mal 8 - 10 Tage durch. Es kommt eben sehr auf den Boden an. Als ich vor drei Jahren hier auf meinem recht leichten Boden anfing, hatte ich nach einem gutem Regen (>25 Ltr/m2) gerade mal ein paar Tage Ruhe; jetzt ist es schon eine Woche; und auf den aufbereiteten Stuecken wesentlich mehr wenn das Gemuese schon etwas groesser ist und tiefer wurzelt. Auf einem solchen Stueck habe ich jetzt Zuckererbsen stehen. Es hat seit etwa drei Wochen fast nicht geregnet und morgen werde ich die zum ersten Mal giessen. Und Erbsen brauchen viel Feuchtigkeit.

@Marianne:
Ja, nach dem Aufbereiten ist der Boden dort etwa 15cm hoeher; mit krautigem Zeug wie Rasenschnitt etz setzt er sich in einem Jahr wieder auf Normalniveau. Die Biomasse ist dann noch nicht ganz zersetzt; das sieht man wenn man tief genug aufgraebt. Bei holzigem Material wie Holzhackschnitzel usw geht es sicher langsamer. Habe ich heuer zum ersten Mal verwendet. Massives Holz wie ich es in den Huegelbeeten habe braucht etwa 5 Jahre.

Ich mische etwas Erde in die organische Schicht ein und stampfe sie gewaessert; dann noch 20cm normale Erde darauf. Unregelmaessige Setzung gibt es dann nicht.

Jedes Jahr wird der "Schwammeffekt" natuerlich weniger; die Biomasse wird zu Humus umgewandelt und der wird natuerlich auch aufgebraucht; kompensiert wird das durch staendiges mulchen, Pflanz- und Kopfduengung. Die Herausforderung ist natuerlich, den Humusgehalt zu erhalten, im Gemuesegarten fraglich ob das so geht (ich hoffe auf den Effekt der eingemischten Kohle); aber selbst wenn ich das nach 4 oder 5 Jahren wieder machen muss ist es akzeptabel und dann erhoehe ich langfristig sicher den Humusgehalt. Geht ja dann leichter als das erste Mal. Ich mache halt jetzt jedes Jahr ein Viertel meiner flachen Kulturflaeche, also etwa 11 m2. Das ist im Fruehling etwa 2+ Tage Arbeit. Der Rest der flachen Flaeche wird nicht umgegraben sondern nur mit der Gabel gelockert und Unkraut rausgezogen.


Dazu muss man noch etwas sagen. Wir in unseren Breiten ueberbruecken nur Trockenphasen zwischen den Regentagen; auch wenn das einen Monat oder mehr dauern kann. Trotzdem arbeiten wir im Wesentlichen mit dem Regen. In den Trockenphasen verzoegern wir nur das Austrocknen des Bodens. Wenn man den Regen wirklich dauerhaft ersetzen will waehrend des ganzen Sommers (mehr oder weniger), dann muss man in Begriffen von fliessendem Wasser denken und nicht an Beregnung (Tropfsystem ist ein Sonderfall). ZB ein Rinnsal, das man ab und zu in die Kultur leitet und horizontale Pflanzgraeben fuellt indem man sie einzeln mit ein-zwei Hackenschlaegen oeffnet und wieder schliesst. Dazu gab es auch in allen heissen Laendern kilometerlange Bewaesserungskanaele die gemeinschaftlich betrieben wurden wie etwa Strassen oder Krankenhaeuser; und Jeder hatte dann gewisse Tage oder auch Stunden um das Wasser zu nutzen. Heute ist das oft ersetzt durch Pumpen und Wasserkanonen. Das beste Wort das mir dazu einfaellt ist "Importierte Dummheit".


Viele Gruesse!
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