Seite 1 von 7

Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Di 15. Jul 2014, 15:59
von Erdfreund
Guten Tag,

ich bin neu im Forum und stelle mich kurz vor. Wir leben im Südwesten Deutschlands auf den Land und haben einen mittelgroßen Garten. Mit drei Teilen:
- einer sonnigen Terrasse mit Blumentöpfen und Kästen,
- einem halbschattigen Rasen mit Blumenbeeten, umgeben von hohen Mauern und mit einer alten Douglasie,
- und einen halbsonnigen Garten mit Blumenbeeten, Beeren und Tomaten. Wir nutzen schon immer Kompost.

Nun versuche ich es neu mit Terra Preta. Ich möchte mit kleinen Schritten passend zu den Möglichkeiten beginnen.

Derzeit versuche ich, den Boden von knapp 50 m² Rasen allmählich umzuwandeln. Dazu gieße ich täglich ca. einen halben Ltr. selbstgemachten T-P-Brei mit rund 20 ltr. Wasser über die Rasenfläche. Der wässrige Brei besteht aus 0,3 – 0,5 ltr. fein pürierten Küchenabfällen: Gemüsereste und Schalen, eingeweichtes Altbrot, Kaffeesatz usw., kein freies Fett oder Öl. Dazu 0,2 – 0,4 ltr. Kohlebrei aus Holzkohle einer Grillstelle. Den Brei mit etwas Wasser lasse ich einige Stunden ziehen, damit sich die Kohle zumindest etwas mit Nährstoffen aufladen kann. Das weitere sollen Regenwürmer tun. Das ganze gieße ich verdünnt mit der Kanne über die Fläche.

Der Rasen besteht aus Gras und Kräutern, wird begangen und gemäht. Der Boden ist verdichtet mit vielen aperen Stellen. Er trocknet im Sommer zeitweise stark aus. Schatten mit nur wenigen Sonnenstunden, Durst und Nährstoffkonkurrenz der Douglasie und Nutzung sind starke Stressfaktoren. Früher habe ich gelegentlich etwas gesiebten Kompost gegeben, um den Nährstoffverlust durch Mähen auszugleichen. An feuchten Tagen im Winterhalbjahr, wenn er weniger begangen wird, sieht man Regenwurmhäufchen. Da lebt also noch was.

Seit 2 Wochen, Anfang Juli gieße ich täglich den T-P-Brei. Die Bodenoberfläche wird deutlich dunkler. Ich finde jetzt täglich kleine Regenwurmhäufchen. Ich hoffe, dass der Bestand durch die Feuchte und Fütterung gut zunimmt und auch im Sommer aktiver wird. Er soll das Einarbeiten der TP übernehmen. Eventuelle Nachteile wie schwarze Schuhe und Füße über das bisherige Maß hinaus habe ich zum Glück noch nicht bemerkt. Ich habe den Eindruck, das Gras wischt das gut ab. Im Juli gab es viel Regen, das hat sicher Aufnahme der TP und Aktivität der Regenwürmer unterstützt.

Aufwand macht noch das Mahlen der Kohle. Wir möchten aber keine Stücke auf dem Rasen haben. Die würden noch mehr Löcher ins Gras drücken, Füße pieksen und den Regenwürmern wenig bringen.

Im Kompost gibt es viele Kompostwürmer. Auch denen würde ich gerne gemahlene Kohle zufüttern. Eine preiswerte Kohlemühle für den Kleingärtner, z.B. für halb oder Literportionen wäre eine feine Sache… Weiß da jemand etwas?

Soweit für heute als Einstand.
Ich freue mich auf den Kontakt.

Beste Grüße
Erdfreund

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Di 15. Jul 2014, 23:41
von Erdgeist
Hallo Erdfreund
Eine wirklich gute Loesung zum fein mahlen kenne ich leider nicht; wenn man es sehr fein haben will dann ist vielleicht die Beste Loesung Saegespaene selbst zu verkohlen.

Viele Gruesse!

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Mi 16. Jul 2014, 13:04
von Erdfreund
Danke, Erdgeist!

Ja, so eine Möglichkeit habe ich mir auch überlegt. Kleine Äste in Dose verkohlen. Noch ist die Dose nicht fertig. Dein Hinweis "Löcher unten in der Dose" im thread "Holzkohle machen" ist ein guter Hinweis!

Habe einen Gardena Häcksler mit Mahlwerk, nicht Messern. Der zerkleinert gut bis zu einer bestimmten Größe. Technisch bedingt sind zwischen den Mahlzähnen Hohlräume. Dort fallen die Stücke rein und werden nicht mehr kleiner. Aber immerhin - rund 1 cm ist ja auch schon mal was. Feucht machen verhindert Staub.

Mit einem Küchensieb schlämme ich die Fein-Fraktion raus, die immer dabei ist. Die größeren mahle ich derzeit zwischen zwei Backsteinen in einer Schüssel. So 0,5 ltr. - 15 Minuten - reicht mir vom Aufwand her. Kostenlose "Mucki-Bude"!

Habe auch mal probeweise den Küchen-Pürierstab zweckentfremdet. Das ging ganz gut. Weiß aber nicht, wie lange der Stab das aushalten würde. Freude kommt in der Familie auch nicht auf. Daher reicht 1 Versuch. Suche jetzt einen alten auf dem Flohmarkt, wo ein eventueller Crash nicht viel kosten würde.

Suche jeden Tag mit Freude Regenwurm-Häufchen. Noch dürfen es deutlich mehr werden. Hoffe auf ein aktives Bodenleben mit der Zeit. Wenn sich was tut, berichte ich mal.

Beste Grüße
Erdfreund

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Do 17. Jul 2014, 06:14
von Jonas Léchot
Hallo Erdfreund,

ich habe schon etliche Techniken zum Vermahlen der Holzkohle ausprobiert. Alle Techniken verlangen jedoch, dass das material VOLLSTÄNDIG verkohlt ist und keine gerösteten oder ganz unverkohlten Holzstücke sich darin befinden. Eine Voraussetzung, die bedauerlicherweise in der zertifizierten Pflanzenkohle von der Swiss Biochar nicht gegeben ist. Für den Preis sollte man zumindest reinste Holzkohle erhalten.
Die beste Technik meiner Meinung um Holzkohle zu einem Pulver/Sand zu mahlen ist mittels eines Fleischwolfs. Dabei sollte die Holzkohle ca. 20% Wasser enthalten. Mit einem elektrischen Fleischwolf geht das prima, von Hand ist es jedoch ziemlich anstrengend.
Die Kaffeemühle funktioniert nur dann, wenn die Kohle staubtrocken ist, und generiert nebenbei eine ganze Menge Staub.
Ich hoffe damit antworte ich auf deine Frage.

Herzliche Grüsse,
Jonas

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Do 17. Jul 2014, 13:27
von Erdfreund
Danke Jonas,

Deine Anregungen helfen mir sehr!

Beim Mahlen zwischen Backsteinen - in kleinsten Portionen - stören Holzreste auch. Ich lese sie aus für die nächste Verkohlungs-Runde.

An eine Kaffeemühle hatte ich schon gedacht. Dein Hinweis auf nötige trockene Kohle und Staubbildung hilft mir sehr! Die Kohle ist für den Häcksler zunächst schwach feucht - so, dass die Maschine nicht verklebt, es aber auch nicht staubt. Eine Kaffeemühle kann ich mir also sparen. Danke!

Verklebt ein Fleischwolf nicht, wenn die Kohle nass-feucht ist? Nach dem Häckseln schlämme ich die feinen Fraktionen schon ab, dann ist die Kohle natürlich ziemlich nass. Na, werde mal Fleischwolf googeln.

Ich habe auch an ein Pürier-Gerät gedacht. Das ist zu und spritzt nicht. Nur weiß ich noch nicht, ob die Reinigung schwierig wird. Und wie lange so ein Gerät durchhält.

Einen Pürierstab in einer schmalen hohen Schüssel (gegen Spritzen) möchte ich noch im Dauerbetrieb probieren. Hab nur noch keinen, ist auch eine Kostenfrage. Weiß ja nicht, wie lange Motor und Messer durchhalten.

Ich nutze alle Küchen- und Gartenabfälle außer Dornen. Festes für Feuer und Kohle, Weiches zum Pürieren, Blätter und Rasen zum Mulchen oder Kompost. Die Feststoffe der eigenen Verdauung sind noch tabu - das würde derzeit noch überfordern. Fange aber an, etwas medizinische Kohle aus der Apotheke zu schlucken. Auch wenn das dem Garten nichts nützt, so nützt es vielleicht der eigenen Gesundheit.

Da wenig den Garten verlässt und zugekaufte Essensreste, auch Holz zum Grillen hinzukommen, erhöht sich der Nährstoffgehalt seit Jahren. Neu ist die Umwandlung zu Terra preta - wenn sie gelingt.

Wenn ich neue Erfahrungen mit dem Mahlen habe, berichte ich gerne.

Also danke nochmal und Grüße für jetzt

Erdfreund

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Do 17. Jul 2014, 21:24
von Jonas Léchot
Hallo Erdfreund,

wenn die Kohle so um die 20% Wassergehalt hat verklumpen die "Kohlepulverwürste" am Ausgang des Fleischwolfs nicht und fallen schnell auseinander. Meinst du mit einem Pürierer einen Standmixer? Mit dem Standmixer hab ich es auch schon versucht, da muss aber die Kohle entweder trocken sein oder im Wasser schwimmen damit das Gerät arbeiten kann. Von allem was ich getestet habe ist der Fleischwolf das beste Werkzeug. Holzkohlebriketts werden in Entwicklungsländer auch mit einer Art Fleischwolf hergestellt.

Für die Kompostierung der festen "Metabolismus-Endprodukten" gibts eine ziemlich einfache Technik. Die Fäkalien werden ganz einfach in einer Heissrotte durchgekocht. Infos zur einfachen und rückenschonenden Heissrotte-Kompost-Technik gibts in den threads "Kompostheizung (mit Urin u.a.)" und "Pflanzen giessen mit Urin". Das Prinzip ist ganz einfach: Isolation und passive Durchlüftung von unten. Um genügend Wärme zu generieren braucht es viel kohlenstoffreiches Material (Holzspäne, Stroh, Laub) das zusammen mit Urin und Küchenabfällen eine anständige Temperatur hinkriegt. Die Fäkalien werden dann einfach in die Heissrotte gekippt und dort kompostiert. Dabei ist innert kürzester Zeit kein Fäkaliengeruch mehr wahrzunehmen, einzig vielleicht etwas Ammoniak, aber das liegt etwas in der Natur einer Heissrotte mit Urin.

Bezüglich Jauche: Ich denke, wenn man denn Strom und Standmixer hat, ist es viel sinnvoller das Grünzeugs mit etwas Wasser zu einem Mus zu mixen und alles oder nur die flüssige Fraktion davon den Pflanzen zu giessen. Auf Youtube findest du darüber Videos von Herwig Pommeresche.

Bezüglich Bodenaufbau und -schutz: eine sehr einfache und günstige Methode, möglichst viel Wasser zu sparen, Bodenerosion zu stoppen und das Pflanzenwachstum zu beschleunigen ist der Einsatz von Alufolie als Mulch. Die Alufolie reflektiert das Sonnenlicht nahezu unverändert, schützt damit den Boden vor Überhitzung und erlaubt es dem Bodenleben und den Wurzeln bis ganz oben aktiv zu sein. Der ganze Wasserfluss von Boden zu Atmosphäre geht nun fast ausschliesslich durch die Pflanze und kaum mehr als passive Verdunstung.

Herzliche Grüsse,

Jonas

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Do 17. Jul 2014, 22:03
von Erdfreund
Danke Jonas,

wieder wertvolle Tipps von Dir!

Deine Erfahrungen mit Standmixer und Fleischwolf zum Kohle mahlen helfen mir sehr. Dann werde ich mich mal an einen Fleischwolf wagen. Bin schon gespannt...

Die Sache mit der Heißrotte klingt auf jeden Fall überzeugend. Mal sehen, wann das bei uns dran kommen kann.

Die müffelnde Pflanzenjauche habe ich heute Abend mit gemahlenem Kohlebrei weitgehend "entduften" können. Mal sehen, ob das anhält... Jedenfalls gefällt mir das schöne schwarze Wasser... und die Vorstellung, wie die flüssige Kohle in die Erdporen dringt.

Die Alternative mit frischem Pflanzenbrei ist auch sehr plausibel. Ich nutze Pflanzen- und Kohlebrei schon zur Aktivierung des Rasens. Warum also nicht auch als Dünger für die Töpfe? Immer gut, mehrere Alternativen zu haben - je nach Situation. Zumal man mit dem Brei auch ein Dünger-Depot auf der Erde anlegen könnte, falls das klappt. Pommeresche schau ich mir dazu noch an....

Da fällt mir noch ein running gag ein, der unserem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann unterschoben wird: "Schaun mer mal, ob das klappt. Und was wir machen, wenns nicht klappt, sehen wir dann, wenns nicht klappt. Das klappt immer!"

In diesem Sinne nochmal danke und
einen schönen Abend in die Runde!

Beste Grüße
Erdfreund

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 16:32
von Erdgeist
Erdfreund hat geschrieben: "Schaun mer mal, ob das klappt. Und was wir machen, wenns nicht klappt, sehen wir dann, wenns nicht klappt. Das klappt immer!"
Alternativer Vorschlag fuer feine Holzkohle:

Ich zerkleinere die mit Wasser geloeschte Kohle immer in einem robusten Eimer (~10 Ltr) mit wohldosierten senkrechten Spatenstichen per Hand. Danach siebe ich sie durch ein 12mm-Sieb. Der Siebrueckstand wandert wieder in den Eimer gemeinsam mit dem naechsten Batch. Das geht ueberraschend schnell: in etwa 10 Minuten ist ein voller Eimer grober Holzkohle zu ~90% zerkleinert auf ~0/12mm.

Wenn man die zerkleinerte Kohle etwas nachtrocknen laesst dann wuerde sie sich sicher auch durch ein feineres Sieb bringen lassen; vielleicht so 1,5-2,0mm.

-Eimer moeglichst voll machen mit grober Kohle ist am effizientesten.

-Feuchte Kohle macht keinen Staub.

-Kohle aus Weichholz (Fi,Ta) ist deutlich leichter kleinzukriegen.

-Mit dem Retortenkonzept, etwa "Dose im Ofen", lassen sich unverkohlte Holzstuecke leichter ausschliessen; man kann feuern so lange man will und die Kohle verbrennt trotzdem nicht.

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Fr 18. Jul 2014, 22:54
von Erdfreund
Danke, Erdgeist,

mit dem Spaten zerkleinern - eine weitere spannende Möglichkeit! Werde sie bald mal versuchen. Hoffe ich schreddere den Eimer nicht.

Allerdings sind mir 10 - 12 mm Stücke immer noch zu groß. Am liebsten hab ich feinen Schlamm. Mein altes Küchensieb mit Schlitzen lässt auch kleine Plättchen von wenigen mm durch, das geht auch noch, wenn genug Schlamm dabei ist.

Da beim Zerkleinern nach meiner Erfahrung verschiedene Fraktionen entstehen, hoffe ich auch genug Feines zu bekommen.

Eine "vernünftige" Dose zm Verkohlen hab ich noch nicht. Aber jetzt einen alten Topf auf dem Speicher gefunden. Noch ein Deckel drauf, dann müsste das auch gehen. Am Wochenende wird die Grillstelle wohl wieder angeworfen, dann kann der Versuch starten.

Habe nach Empfehlung von Jonas youtube von Pommeresche angesehen. Er püriert auch weiche Küchen- und Gartenreste im Mixer und füttert damit sofort das Bodenleben.

Ich mische diesen Brei noch mit Kohlebrei und lasse das 6-12 Std. ziehen. Dann verdünnt auf den Boden bzw. Rasen gegossen. Damit spare ich mir den Weg über Kompost oder Bokashi.

Im Ithaka-Journal gibt es ein Bild von einem Regenwurm-Gang, der mit schwarzer feiner Erd-Kohle ausgekeidet hat. Das hat es mir total angetan. Das hätte ich am liebsten sofort, daher verwende ich den Nahrungs-Kohlebrei gleich frisch. Der Kompost bekommt trotzdem noch genug.

Soweit für heute
mit besten Grüßen
Erdfreund

Re: Versuch Terra Preta für Rasen

Verfasst: Sa 19. Jul 2014, 15:43
von Erdgeist
Heilige Dummheit! Warum habe ich daran nicht gleich gedacht?

Na, nach dem Zerkleinern mit dem Spaten einfach die feinen Fraktionen auswaschen! Das ergibt ein Kohlestaub:Wasser - Gemisch, fertig zum Gebrauch a la Pommeresche o. ae.

Und der Rueckstand wandert einfach wieder in den Eimer mit neuer grober Kohle; im Prinzip kann man so die ganze Kohle zu Pulver machen. Und es geht mit dem Spaten schneller als man denkt. Man muss nur darauf achten dass man immer moeglichst viel Kohle im Eimer hat. Und wenn man Kohle aus Weichholz nimmt, dann hilft das der Sache enorm.


Noch etwas zur Retortendose:

Austrittsoeffnungen nur an EINEM Ende der Dose; wenn ein Gasstrom DURCH die Dose zustandekommt dann verglueht die Kohle drinnen. Langsam zwar, aber doch.


Viele Gruesse