Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Jonas Léchot
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Jonas Léchot »

Hallo Thomas,

Bis jetzt habe ich ca. 12 kg Katzenstreu-Holzpellets mit 1kg Holzkohle, 1kg Vulkamin-Urgesteinsmehl und 2 Tagesportionen Urin in ca. 14 L Wasser in einer 90L Mörtelwanne gemischt und über das bereits kompostierende Material geschüttet. Sobald das frische Material angefangen hat zu dampfen (nach ca. 24 h) habe ich weiterhin jeweils den täglich anfallenden Urin quasi unverdünnt mit einer Giesskanne regelmässig darüber gegossen. Entsprechend der Kohlenstoffmenge dieser Pellets reicht das für 14 Personentage Urin aus. Ich würde den Urin in mindestens 7 Gaben hinzufügen (die Erste Gabe kommt mit dem Wasser hinzu).
Küchenabfälle werden einfach etwas zerkleinert hinzugefügt, die machen aber Mengenmässig äusserst wenig aus, ebenso wie die Fäkalien, die werden einfach durchgekocht von der Grossen Menge die durch den Urin anfällt.
Selbstverständlich muss der Deckel auch aus Styropor sein und oben sauber abdichten, damit es einen Wärmestau gibt.
Ich war eine Woche in den Ferien und konnte deshalb den Kompost nicht mit Urin füttern, und prompt ist die Temperatur gesunken. Urin ist eine äusserst kurzlebige Stickstoffquelle im Kompost und muss deshalb alle 1 bis 2 Tage nachgeführt werden. Bei diesen hohen Temperaturen wird Urin/Ammoniak sehr schnell in mikrobielle Biomasse/Nährhumus eingebaut.
Die gängigen Styrodurplatten sind wahrscheinlich 125x60 cm. Mit 7 solchen Platten kann man einen ~800L Komposter bauen (120x52x125 (LxBxH)). Diese Grösse sollte ungefähr für 1 Person ausreichen.
Ich hoffe bald einmal ein Anleitungsvideo drehen zu können, evtl. mit Untertiteln, damit auch anders sprachige Leute folgen können.

Herzliche Grüsse,
Jonas
Erdgeist
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Erdgeist »

Jonas Léchot hat geschrieben: Ich habe bei meinem Kompost rund herum festgestellt, dass der Weissklee total Überhand genommen hat und tiefst grüne Blätter hat. Ich denke mal, dass das Hyphennetz des Kompostes in Verbindung mit Hyphen und dem Klee steht.
Na, vielleicht hat der Kompostpilz ein Trans-Styropor(TM)-Freihandelsabkommen mit dem Klee unterzeichnet? Um N zu bekommen.
Erdgeist
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Erdgeist »

Schinus hat geschrieben: Wie schnell muss der Meiler befüllt sein, damit er zu arbeiten anfangen kann?
Hallo Thomas!
Schoen, wieder was zu hoeren von Dir.


Bei Flaechenkompostierung (mulchen) entsteht keine wahrnehmbare Waerme. Auch mein wirf-alles-drauf Kompost, auf den ich kaum je mehr als einen Schubkarren Biomasse an einem Tag aufschuette, erwaermt sich praktisch nicht. In der Tat besteht er auch nur aus dicken Mulchschichten, die in zeitlichen Abstaenden uebereinander gestapelt werden.

Als ich aber Anfang November in kuehlem, feuchtem Wetter und bei Nachttemperaturen nur wenig ueber dem Gefrierpunkt ~1,5 m2 Rasenmaeher-gehaeckselten frischen Strauchschnitt innerhalb eines halben Tages auf einen Haufen geschuettet habe, war der nach 24 Std im Inneren auf mehr als 50*C und dampfte erkennbar an der Spitze.

Was war geschehen?

Nun, einerseits war die Materialzusammensetzung und Partikelgroesse (Schuettungsdichte) in der Naehe des Optimums; und andererseits begann die Bio-Reaktion durch die relativ schnelle Schuettung im ganzen Haufen ziemlich gleichzeitig. Und dadurch begann eine Rueckkopplung: die konzentrierte entstehende Waerme beschleunigte die Reaktion, was wiederum noch mehr Waerme entstehen liess und die beschleunigte die Reaktion noch mehr. usw. Obergrenze ist die Temperatur bei der die Mikroben beginnen abzusterben, wodurch die Reaktion wieder gebremst wird.


Aus dem Ganzen folgt, dass wir zur Gewinnung nutzbarer Reaktionaswaerme einen Reaktor brauchen, also ein baulich definiertes Volumen in dem die Reaktion konzentriert und steuerbar ablaeuft, und es braucht eine kritische Masse / Volumen, in Abhaengigkeit von der herrschenden Aussentemperatur. So nach Gefuehl wuerde ich schaetzen dass bei +5*C ein thermoisoliertes Volumen von 200 oder 300 Ltr die Untergrenze darstellt. Kann aber auch mehr sein. Bei sehr tiefen Luft-Temperaturen, UND des Materials, kommt wohl ueberhaupt keine Reaktion in Gang; egal wie gross das Volumen.

Und, wahrscheinlich folgt daraus auch dass ein grosser Kompost besser ist als merere kleine.


In meinem 5 m2 grossen kalten Treibhaus habe ich Temperaturdifferenzen bis zu 40*C, Tag-Nacht und sonnig-bewoelkt. Wenn ich einen 400 Ltr-Kompost dort hineinstelle, dann koennte ich vielleicht im Winter die kalten Stunden/Tage damit hochheizen; waehrend der Warmzeiten lasse ich dann den Kompost wieder heisslaufen. Koennte funktionieren, und ist sicher einen Versuch wert naechsten Winter.

Wohlgemerkt, ein 400 Ltr-Kompost in einem 5 m2 Treibhaus! Das Analoge dazu fuer etwa ein 100 m2-Treibhaus waere vielleicht ein 8000 Ltr-Kompost; also 8 m3 !
Jonas Léchot
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Jonas Léchot »

Hallo Erdgeist,

den isolierten Komposter habe ich mittlerweile etwas umgebaut und vergrössert. Ich habe festgestellt dass dieser Pilz bei relativ vollem Komposter nicht mehr zu finden war, geheizt hat es oben drin aber schon (vermutlich vorwiegend bakteriell). Wahrscheinlich war das Gewicht zu gross geworden, welches von den Hyphen unterstützt werden könnte. Deshalb habe ich die Hartschaumplatten liegend, also 60 cm hoch, positioniert. Die Dimensionen sind also ungefähr 250 x 60 x 60 cm was in etwa 750 Liter Fassungsvermögen bildet. Über den Daumen gepeilt ist diese Grösse ausreichend um sämtlichen Urin laufend mit einer Kohlenstoffquelle zu verkompostieren. Fäkalien und Küchenabfälle werden wie gewohnt einfach ein wenig verbuddelt und durchgekocht. Bei niedriger Höhe und somit Last scheinen vor allem thermophile Pilze aktiv zu sein. Zudem bietet ein eher flächiges Design mehr Verdampfungsobefläche und somit schnelleren Wärmetausch beim Beheizen eines Gewächshauses. Es gibt bisweilen nicht sehr viel Information über thermophile Pilze, bis jetzt wurden nur 31 Arten gefunden. Ich bin aber überzeugt dass diese von grösster Bedeutung für uns sind.

Ich hoffe bald einmal bei schönem Wetter ein Video über diese Kompostiertechnik - inklusive Sanitärlösung und evtl. Heiztechnik - drehen zu können, denn Bilder sind immer einprägsamer als Text!

Herzliche Grüsse,

Jonas
Erdgeist
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Erdgeist »

Jonas Léchot hat geschrieben:........ Es gibt bisweilen nicht sehr viel Information über thermophile Pilze, bis jetzt wurden nur 31 Arten gefunden. Ich bin aber überzeugt dass diese von grösster Bedeutung für uns sind.

Ich hoffe bald einmal bei schönem Wetter ein Video über diese Kompostiertechnik - inklusive Sanitärlösung und evtl. Heiztechnik - drehen zu können, denn Bilder sind immer einprägsamer als Text!.........
Hallo Jonas

Interessant waere eine Temperaturmessung; welche Spitzentemperaturen koennen mit diesem Pilz erreicht werden?

btr. Video, Tip:
immer wieder Aufnahmen machen und nach Datum archivieren; schneiden kann man das Material zu jeder Zeit aber fehlendes Rohmaterial kann man nicht wieder erlangen.......

Viele Gruesse
Schinus
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Registriert: So 15. Dez 2013, 07:45

Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Schinus »

Guten morgen Erdgeist und Jonas,
ich hoffe, jetzt kann ich mich wieder etwas öfter melden, denn die schwierigste Arbeitsphase ist nun wohl durch. Also: Das mit der Kompostheizung möchte ich gerne ausprobieren in meinem Glashaus. Nicht zwingend, um damit das gesamte Haus zu heizen. Aber jede Wärmequelle ist im Winter von wertvoller Bedeutung. Deine Beobachtung Jonas, dass der Meiler nicht zu hoch sein darf, wirft mich in meiner gedanklichen Ideensammlung wieder etwas zurück. Eigentlich wollte ich es so probieren: Gewächshausgrundfläche ca. 400qm. Stehwandhöhe ca. 3m First ca. 4,5m. Das Raumvolumen zu errechnen ist mir zu anstrengend, außerdem will ich ja wie gesagt keine komplettheizung für dieses Haus. Eher ein paar Wärmequellen, die die Heizturbine Gas mit Wärme unterstützen. Dabei soll die von dem Ventilator erzeugte Luftdurchwirbelung die warme Kompostluft mit verteilen helfen. Allerdings stehen im Winter hauptsächlich Pflanzen auf dieser Fläche. Ich dachte wie gesagt, ich könnte relativ hohe Meiler mit einer geringen Standfläche aufbauen. Wenn ich dich recht verstanden hab Jonas, dann arbeiten die termophilen Pilze dann aber nicht mehr. Kann es sein, dass durch den Kompostdruck und die feine Größe des zu kompostierenden Materials einfach die Luft fehlt und damit den aerob arbeitenden Pilzen die Lebensgrundlage? Könnten in diesem Fall EM weiter helfen, die ja anaerob arbeiten? Bei der von dir vorgeschlagenen Meilergröße mit ich glaube 2,5m Seitenlänge und 60cm Höhe, geht halt schon viel Wärme verloren.
Eine andere Variante wäre vielleicht groberes Holzmaterial zu verwenden, zumindest in der unteren und in der mittleren Kompostschicht. Damit wäre zumindest die Luftführung gewährleistet.
Hast du Jonas eigentlich alle Kompost Zutaten in deinem Prototyp, dessen Fotos du hier eingestellt hattest, gehäckselt? Oder waren da auch große Speisereste oder Äste dabei? Ich hab keinen Häcksler, möchte ehrlich gesagt auch keinen verwenden und würde für diesen Versuch hauptsächlich krautige (manchmal holzige) Pflanzenreste aus der Gärtnerei, sowie Erdreste von Wurzelballen verwenden. Dazu Stroh vom Bauern, meinen Urin und meinen Kot. Das wär die Grundidee. Also das mit den Speiseresten wäre in diesem Fall eher zu vernachlässigen.

Ich weiß bloß nicht, ob bei zu viel Erdanteil die Kompostierung in Schwung kommt. Aber das probiere ich am Besten einfach mal aus. Die Rezeptur wäre dann also so ähnlich wie:

10 Kilo Stroh, 1Kg Holzkohle, 1Kg Biolit Urgesteinsmehl, 2 Liter Urin, 10 Liter Wasser mischen. Unterste Schicht im Kompost feines Astwerk, darauf 1 Schubkarren - 80 Liter - krautiges Pflanzenmaterial mit Erdresten vom Wurzelballen. Darüber die oben genannte Strohmasse. Dann wieder 1 Schubkarren mit Pflanzenabfällen, dann wieder Strohmasse... usw. Wär das ein Ansatz? Nur damit ich einen Anhaltspunkt habe. Oder gibt man lediglich einmal diese Stohmasse rein und füllt dann nur noch Urin nach? Diese Vorgehensweise ist mir noch nicht so recht klar.

Mein Problem wird auch sein, dass ich im Winter nicht entsprechend krautiges Material zur Verfügung haben werde. Zumindest nicht so viel, wie im Sommer. Allerdings wird die wichtigste Zutat eh Stroh werden, wenn ich das recht verstanden habe.
Herzliche Grüße
Thomas
Erdgeist
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Erdgeist »

Schinus hat geschrieben: Aber das probiere ich am Besten einfach mal aus. Die Rezeptur wäre dann also so ähnlich wie:.........
Also ich wuerde ganz unten mit duennen Zweigen beginnen, ein paar cm dick wenn man daraufsteigt, und dann das Material homogen durchmischen, Partikelgroesse so dass noch gut Luft hindurchgeht, und den Meiler auf einmal bis oben fuellen. Spaeter immer wieder Urin nachgiessen. Aber in einem 400 m2 grossen Treibhaus wuerde ich von einem Kompost mit 500 oder 1000 Ltr keinen spuerbaren Heizeffekt erwarten.

Viele Gruesse
Schinus
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Registriert: So 15. Dez 2013, 07:45

Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Schinus »

Hallo Erdgeist,
das ist mir schon klar, dass mit einem Meiler in so einem Glashaus nichts erwärmendes zu erwarten ist. Meine Idee wäre auch, etwa fünf bis 10 solch kleiner Meiler aufzustellen. Auch hier bin ich eher für die dezentralen Lösungen. Ein großer "Ofen" hätte den Nachteil, dass man die entstehende Wärme gleichmäßig im Raum verteilen muss. Dem würde ich mit mehreren kleinen Meilern schon etwas vorbauen. Außerdem hätte ich die Möglichkeit, in immer neuen Meilern ständig Material nachzufüllen, ohne dass der Umsetzungsprozess in der Heissrotte wesentlich gestört würde. Ist der Eine also fertig, beginnt ein neuer Meiler zu arbeiten, zu den anderen, die eh schon in Arbeit wären. Das wäre die Idee wie gesagt. Im Moment scheitert mein erster Versuch an ganz banalen Dingen. Ich krieg nämlich von den umliegenden Bauern keine kleinen Strohballen her. Die haben alle nur noch große Rund- oder Blockpressen. Ich hoffe aber, dass ich das den Sommer noch ausprobieren kann, damit ich zum Herbst hin schon erste Erfahrungen sammeln kann, die ich dann natürlich gerne mitteilen werde.
Herzliche Grüße
Thomas
Erdgeist
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Erdgeist »

Hallo Thomas
Merere kleine Meiler sind aber dafuer schlechter in Gang zu bringen / zu halten, wegen der kleineren Massen. Wenn Du kein Stroh auftreiben kannst, dann kannst Du erstmal Holzhackschnitzel versuchen, moeglichst frische. Oder Hobelspaene, die brauchen aber definitiv N und Wasser um in Gang zu kommen.


Und dokumentieren was man macht, moeglichst klar definiert. Immer daran denken dass vielleicht jemand mit eben diesen Berichten das Gleiche oder aehnliches nachmachen will; und dann ist es wichtig dass er exakte infos hat (in den wesentlichen Punkten).


Ich selbst habe unzaehlige Anregungen und Wissen aus dem Internet bezogen, nicht nur ueber gaertnern und Humusbereitung. So ist etwa auch praktisch mein ganzes Wissen ueber computing aus dem Internet, ergaenzt durch selber ausprobieren.


Da moechte man dann auch etwas zurueckgeben wenn man kann.



Viele Gruesse!
Erdgeist
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Re: Kompostheizung (mit Urin u.a.)

Beitrag von Erdgeist »

Sodann!
Heute habe ich im Gewaechshaus den Heizkompost geschuettet. Satte 400 Ltr Schuettvolumen, in einem gerade mal knapp 5 m2 grossen Gewaechshaus. Material ist Strauchschnitt, ~2 Wochen lang zwischengelagert und gestern Rasenmaeher-gehaeckselt. Und noch Urin darauf.

Was ich davon erwarte sind ein paar *C mehr im Gewaechshaus. Wenn das klappt dann gibt es so Anfang Dezember einen Schnitt Asiensalate; wenn ich die Heissrotte etwas verlaengern kann sogar zwei Schnitte...
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